Belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken
ausgezogen.

Kolosser 3, Vers 9

Um herauszufinden wie ehrlich ein Kandidat ist, werden in Fragebogen gerne
Testfragen eingebaut, die man nur mit “ja” beantworten kann. Eine dieser
Fragen ist: “Haben Sie schon mal die Unwahrheit gesagt?” Wobei diese
Frage unterschiedlich variiert werden kann.

Wer hier mit “nein” antwortet, zeigt dass er lügt, weshalb seine übrigen Antworten nicht unbedingt vertrauenswürdig sind. Es ist nämlich eine Tatsache, dass jeder schon mal die Unwahrheit gesagt hat.

Und davon machen auch Christen keine Ausnahme, denn wir Menschen haben,
bekanntermaßen, von Natur aus ein gestörtes Verhältnis zur Wahrheit.

Deshalb muss Paulus auch “die Heiligen in Kolossä und die gläubigen Brüder in Christus”, wie es am Anfang des Briefes an die Kolosser heißt, ermahnen, wobei es nicht nur ums Lügen, sondern auch um jede Menge anderer Untugenden geht.

Und nachdem die Aussagen der Bibel zeitlos gültig sind, sind sie auch an uns
gerichtet. Es heißt, dass unter Christen am meisten geheuchelt wird. Kann das wirklich wahr sein?

Aber sind wir mal ganz ehrlich und fragen uns, ob wir im christlichen Kreis
nicht in besonderer Weise versuchen, den Erwartungen zu entsprechen, von denen wir meinen, dass sie von Christen zu erfüllen sind.

Wird unter Christen manchmal vergessen, dass wir nicht nur eine Gemeinschaft von Heiligen, sondern ebenso auch eine Gemeinschaft von Sündern sind, was aber keiner gerne zugibt, wodurch ein höherer Anpassungsdruck entsteht?

Sich zu verstellen wäre aber auch schon eine Form der Unwahrheit.

Paulus sagt dazu, dass wir den alten Menschen mit seinen Werken bereits abgelegt und den neuen Menschen angezogen haben. Das geschah mit der
Wiedergeburt, nachdem wir zum Glauben gekommen sind.

Wir brauchen uns also nicht mehr zu verstellen. Gott können wir ohnehin nichts vormachen. Tatsache ist aber, dass unsere alte Natur immer wieder durchdringt, und das kann dann zur Heuchelei verleiten.

Wir sollen deshalb darauf hinwirken, dass uns herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld, Vergebungsbereitschaft, Liebe usw. mehr und mehr zur zweiten Natur werden, ohne dass wir uns dabei anstrengen oder verstellen müssen. Also nichts Antrainiertes, sondern etwas, was von Herzen kommt.

Das ist das, was man als Wachstum im Glauben und Glaubensfrüchte bezeichnet, ohne die der Glaube tot bliebe.

Zum Wachstum kommt es durch das Gebet und dem ständigen Umgang mit dem Wort Gottes.

Und noch eine Alltagsweisheit: Wenn alles einer Meinung ist, wird irgendwo
gelogen. Man achte darauf, was uns in ständiger Gleichförmigkeit vermittelt
wird. Für Christen sollten andere Maßstäbe gelten.

Jörgen Bauer