Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz. Meine Seele
verzehrt sich vor Verlangen nach deinen Ordnungen allezeit.

Deine Mahnungen sind Wunderwerke; ich tue meinen Mund weit auf und lechze, denn mich verlangt nach deinen Geboten.

Psalm 119, Verse 18,20,129,131

Üblicherweise würde man eher erwarten, dass sich jemand durch Gebote und Ermahnungen eingeengt und “fremdbestimmt” fühlt.

Nicht so der Schreiber des Psalms 119. Der Psalmist kann gar nicht genug bekommen von Gottes Ordnungen, Geboten und Mahnungen.

Ich will mal versuchen, das zu erklären.

Mancher hat, bildlich gesprochen, von Gott die Vorstellung, dass ER, wie ein Erbsenzähler, vom Himmel auf die Menschen schaut, Strichlisten führt und darauf wartet, dem Sünder “eins auf die Mütze zu geben”, sobald dieser gegen eine der “kleinlichen Vorschriften” verstößt. Wer das so oder ähnlich sieht, kann zu keinem fröhlichen Glauben kommen.

Wir sollen uns kein Bild von Gott machen, weil alle Gottesbilder immer falsch
sind. Das vom Erbsenzähler sowieso. Wir können aber aus der Schöpfung auf den Schöpfer schließen. Die Schöpfung ist, salopp gesagt, so etwas wie ein
“Täterprofil”.

Wenn wir uns mit den letztlich unerklärlichen und rätselhaften Wundern der
Schöpfung befassen, deren verborgenen Ursachen wir nicht durchschauen
können, ahnen wir etwas von der unfassbaren Unendlichkeit Gottes und seinen alles Verstehen übersteigenden Freiräumen und Freiheiten.

Dieser Gott ist, mit seinem Sinn für Schönheit und Harmonie, alles andere als
ein kleinlicher Erbsenzähler und Strichlistenführer.

Auf der anderen Seite sehen wir aber, dass es bei aller Freiheit und allen unendlichen Gestaltungsmöglichkeiten, präzise Regeln und Ordnungen gibt, die zum Teil bis auf ein Billionstel aufeinander abgestimmt sind. Wobei selbst das, was uns chaotisch erscheint, inneren Gesetzmäßigkeiten folgt.

Gott ist kein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, heißt es in 1. Korinther 14, 33. Offenbar hat Ordnung etwas mit Frieden zu tun, was an sich folgerichtig ist. Ordnung heißt doch, das alles seinen ruhigen und geordneten Gang geht. Das alles zufrieden ist und alles in bester Harmonie verläuft. Und dass Unordnung Unfrieden bringt, hat jeder schon erfahren.

Sünde ist Unordnung und damit Sand im Getriebe der göttlichen Schöpfungsordnung. Und da wird klar warum Gott die Sünde hasst, ja hassen muss, und weil Gottes Ordnungen vollkommen sind und ohne sie überhaupt nichts liefe, kann ER hier auch nichts durchgehen lassen.

Wir dürfen Gott deshalb danken, dass sein Sohn, Jesus Christus, den von uns angerichteten Sündenschaden, durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen behoben hat, weshalb wir, wenn wir umkehren und von der Vergebung Gebrauch machen, für den, durch die Sünde angerichteten Schaden, nicht mehr aufkommen müssen.

Der Schreiber des Psalms 119 hat erkannt, wie herrlich Gottes Ordnungen und Gebote sind, die ein reiches und erfülltes Leben ermöglichen, und davon kann er nicht genug bekommen.

Jörgen Bauer