Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme
doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er
seine Seele auslöse?

Matthäus 16, Vers 26

Was ist überhaupt die Seele?

Hierüber gibt es ganz unterschiedliche Ansichten, wobei die Auffassung vom sterblichen Leib und der in diesem gefangenen edlen und unsterblichen Seele, die den Tod überdauert, weit verbreitet ist. In Todesanzeigen liest man dann häufig, in poetischer Weise, von der Seele, “die ihre Flügel weit ausspannt und heimwärts fliegt”.

Solches geht auf antike Vorstellungen, insbesondere der griechischen Philosophie zurück, wobei wir uns am biblischen Menschenbild orientieren wollen. Allerdings überdauert auch hier die Seele den Tod, wenn auch in einem anderen Sinn, als es dem verbreiteten, anfangs beschriebenen Klischee, entspricht.

Das mit der menschlichen Seele beginnt damit, dass der Mensch, durch den Odem Gottes, eine lebendige Seele wurde. In neueren Übersetzungen heißt es nicht mehr “lebendige Seele”, sondern “lebendiges Wesen”, was aber auf dasselbe hinausläuft (1. Mose 2, 7).

Der ganze Mensch ist somit Seele. Auch wenn wir aufgrund unserer Selbsterfahrung zwischen Leib und Seele unterscheiden, ist beides doch untrennbar miteinander verwoben, was schon daran erkennbar ist, dass sich unser Gemütszustand, oft auch deutlich sichtbar, auf unser leibliches Befinden
und Verhalten auswirkt und umgekehrt, wofür es den Begriff “Psychosomatik” gibt.

Das ergibt sich auch aus den biblischen Texten, in denen das Wort Seele sehr
häufig vorkommt. Im Alten Testament 755mal und im Neuen 102mal.
Die Seele ist der Sitz aller Regungen und Gefühle. Gewissermaßen das,
was unsere Persönlichkeit ausmacht. Vergleichbar mit dem Begriff des
“menschlichen Herzens” bzw. der “Herzenshaltung”.

Anhänger eines mechanistischen Weltbildes, die Geist, Seele und Bewusstsein
als Folge biochemischer Vorgänge interpretieren, bestreiten die Existenz
einer Seele, weil man eine solche im Gehirn nicht finden kann.

Ein eigentlich albernes Argument, denn es wird auch niemand auf die Idee kommen, im Auge das Licht zu suchen, das sich aus den prinzipiell gleichen Gründen hier ebenso wenig finden lässt, wie geistig-seelischen Qualitäten im Gehirn, die sich des Gehirns lediglich als Organ bedienen.

Weil der ganze Mensch eine Einheit aus Leib und Seele ist und der Mensch
als Gesamtheit lebt und stirbt, ist auch der Begriff “Hirntod”, zum Zweck der
Organspende, fragwürdig.

Dass die Seele den Tod überdauert, um schließlich vor dem Richterstuhl
Christi bzw. im Jüngsten Gericht offenbar zu werden, ist biblische Botschaft.
Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass die, im Herrn Entschlafenen, sogleich beim Herrn sind.

Wobei auch die Möglichkeit besteht, an einem weniger angenehmen Ort anzukommen, weshalb uns auch die Seelen unserer Mitmenschen nicht
gleichgültig sein dürfen.

Deshalb müssen wir uns um unsere und die Seelen allgemein kümmern, sie in der rechten Weise pflegen, wofür es den Begriff “Seelsorge” gibt, die uns auf dem Weg des Glaubens erhalten bzw. auf diesen führen soll.

An einer verwilderten Seele, die Schaden genommen hat, kann Gott keinen
Gefallen haben.

Jörgen Bauer