Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt.

Offenbarung 2, Vers 4

Die Gemeinde in Ephesus, an die der auferstandene Herr diese Worte richtet,
war eine Gemeinde, mit der Jesus durchaus zufrieden sein konnte, und das lässt ER die Gemeinde auch wissen.

ABER – und jetzt kommt es: Sie war doch nicht so, wie sie sein sollte.

Als ich dieser Tage, das Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus las, dachte ich zuerst ganz spontan: “Ist der Herr da nicht etwas kleinlich, wo die Gemeinde doch sonst so gut ist, und wer ist denn schon vollkommen?”

Immerhin kündigt der Herr empfindliche Maßnahmen für den Fall an, dass der Missstand nicht behoben wird. Die Rede ist davon, den Leuchter wegzustoßen,
also das Licht auszumachen, dass die Gemeinde in ihrer Umwelt ist.

Ja, was hat die Gemeinde denn nun Unrechtes getan?

Sie hat überhaupt nichts Unrechtes getan – sie hat gewissermaßen “nur nichts” gemacht. Da erinnerte ich mich an die Karikatur, wo ein Chef zum Angestellten sagt: “Sie sind entlassen!” Darauf der Angestellte: “Aber ich habe doch gar nichts getan!” Darauf der Chef: “Eben deshalb!”

In der Beziehung zu Gott und zu Jesus Christus ist das ganz genauso, womit jetzt nicht der Werkgerechtigkeit das Wort geredet werden soll. Um was es hier geht ist, dass der Glaube ohne Früchte tot ist, und die bedeutendste und eigentliche Frucht ist die tätige Liebe. Was für menschliche Beziehungen gilt, gilt hier auch in der Beziehung zu Gott.

Ehen scheitern, weil die Liebe erkaltet. Nach anfänglicher Begeisterung wird die Beziehung zuerst zur Routine und Gewohnheit um danach zur Entfremdung zu führen. Die Liebe, die bislang die Triebkraft für allerlei Aktivitäten war und für Leben, Abwechslung und Motivation in der Beziehung sorgte, ist verschwunden, und es ist schal und langweilig geworden. Zu was also noch zusammenbleiben?

Ganz genau dasselbe kann auch im Glaubensleben, in der Beziehung zu Gott,
geschehen. Es ist auch hier so “wie im wirklichen Leben”.

Die anfängliche Begeisterung, die man hatte, als man zum Glauben kam, ist
verflogen, so wie die Begeisterung verfliegt, die man anfänglich für einen
Menschen, eine Aufgabe oder eine Sache hatte, und damit “läuft nichts mehr”.

Und wenn der Glaube schal wird, erlöscht auch die Licht- und Salzfunktion
des Christen. Der Leuchter wird umgestoßen, so wie es Jesus androht.

Was Jesus hier rügt, ist also ein sehr kritischer und bedenklicher, ja, am Ende sogar tödlicher Zustand, und nun wird verständlich warum Jesus die Gemeinde, die sonst “so gut ist”, so streng ermahnen muss.

Hätte Jesus auch Grund dazu uns zu ermahnen?

Jörgen Bauer