Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles was in der Welt ist,
des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber
den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.

1. Johannes 2, Verse 15 bis 17

Wenn hier – und auch an anderen vergleichbaren Stellen – von Welt die Rede ist, dann ist damit nicht die Schöpfung Gottes gemeint, sondern die von Gott
abgefallene Menschenwelt, von der es heißt, dass der Satan der Fürst dieser
Welt ist.

Auch darf “Fleischeslust” nicht einseitig auf das Sexuelle eingeengt werden.
Bei der “Fleischeslust” geht es weniger um Sexuelles, sondern um die “fleischliche Gesinnung” oder anders, um das Verhalten des natürlichen
Menschen, der Gott nicht kennt.

“Fleischlich” ist kurzum alles das, bei dem es ausschließlich um mich selbst geht: “Ich will zu etwas kommen”, “ich möchte etwas gelten”, “ich möchte besser sein als andere”, “ich möchte mich durchsetzen” usw. Immer wenn es um “ich, mir, mein mich” geht, tritt die fleischliche Gesinnung, die von Gott trennt, zutage.

Soll der Christ demnach jemand sein, der sich demutsvoll und anspruchslos
zurückzieht, einer der verzichtet, sich alles bieten lässt und ein Weichei ist?
Eben das ist das Missverständnis im Hinblick auf die Christen und auch Teil einer falschen “christlichen Gesinnung”.

Abgesehen davon können auch Bescheidenheit und Demut, Eitelkeiten sein, mit denen man vor anderen glänzen will. “Aus den Löchern deines Gewandes schaut deine Eitelkeit”, sagte ein Philosoph des Altertums zu seinem Schüler, der seinen Meister hinsichtlich seiner Bescheidenheit noch übertreffen wollte.

Aber wie ist es nun richtig?

Die Antwort ist: Christen sind freie Menschen. Die Freiheit spielt im Christentum eine große Rolle. Christus hat uns zur Freiheit befreit. Befreit
von der Macht der Sünde und den Zwängen des Fleischlichen.

Wird uns als Christen bewusst, dass dies ein großes Geschenk ist, oder meinen wir, dass uns dabei vieles entgeht? Wenn ja, sind wir noch nicht wirklich frei.

Die Freiheit, die uns Christus schenkt, bewirkt, dass wir die Dinge ungezwungen, gelassen und unverkrampft angehen können.

Dadurch, dass Christus und die Verbindung mit IHM für uns die Mitte und das Wichtigste ist, können wir alles was Gott uns an Gaben schenkt, froh, zufrieden und dankbar annehmen, und das können dann auch solche Dinge sein, nach denen der fleischliche Mensch verbissen strebt.

“Den seinen Freunden gibt er es im Schlaf”. Psalm 127,2

Auch wenn uns Gott materielles Wohlergehen schenkt, ändert das nichts an unserer Einstellung, weil wir wissen, dass es sich hier um vergängliches Gut
handelt, das zu den vorletzten Dingen gehört, weil unser Blick auf die Ewigkeit
ausgerichtet ist.

Jörgen Bauer