Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.

Jesaja 53, Vers 6

Immer wieder geht es mir so, dass ich plötzlich den tieferen Sinn eines Verses
entdecke, so wie beim Lesen dieser Tageslosung. Mir wurde schlagartig deutlich, dass dieser Vers die biblisch- theologische Aussage bestätigt, wonach unsere eigentliche Sünde darin besteht, nicht nach Gott zu fragen, sondern unseren eigenen Weg zu gehen, was die Zielverfehlung des gesamten Lebens zur Folge hat.

Aber ist es nicht richtig und damit erstrebenswert seinen eigenen Weg im Leben zu finden und zu gehen? Ja, müssen wir das nicht sogar tun? Brauchen wir im Leben nicht Ziele auf die wir hinarbeiten? Gibt das dem Leben nicht erst Sinn und Erfüllung? Wir können uns doch nicht einfach nur treiben lassen!

Das ist alles sehr richtig!

Die alles entscheidende Frage ist aber die, auf welchen Weg wir finden
und welches Ziel wir anstreben. Also nicht einfach nur einen Weg finden, nach dem verlogenen Motto “Der Weg ist das Ziel”, sondern zu fragen, ob es ein Holzweg oder ein Weg ist, der ins ewige Leben führt.

Den Weg ins ewige Leben finden wir aber nicht auf der “Straße des Lebens”,
auf dem breiten Weg, auf dem viele gehen, sondern auf dem schmalen Weg, auf den wir durch den Glauben an IHN und das Wort Gottes gewiesen werden.

Ohne diese Wegweisung gehen wir wie Schafe in die Irre. Der Vergleich mit den Schafen ist übrigens sehr zutreffend. Schafe gehen ohne Hirten zielsicher in die Irre. Im Vergleich zu anderen Tieren, die über einen ausgezeichneten
Orientierungssinn verfügen, sind Schafe tatsächlich “dumme Schafe”, die nicht zurückfinden.

Genauso wie Menschen nicht zurückfinden, die sich in irgendwelche Vorstellungen verrannt und verirrt haben

Der heutige Vers hat aber noch einen anderen Aspekt: Er ist vergangenheitsbezogen, weil es nicht heißt wir gehen, sondern wir gingen in die Irre, was wir jetzt offensichtlich nicht mehr tun.

Insoweit ist der Vers auch wieder zukunftsbezogen, weil er Teil des Gottesknechtsliedes ist, in dem Jesaja prophetisch auf den kommenden Jesus Christus, als das Lamm Gottes hinweist, der die Strafe für unser Zielverfehlung auf sich genommen hat, damit wir frei ausgehen.

Und damit haben wir wieder reines Evangelium: Dem Sünder, der erkennt, dass er auf einem falschen Weg ist und so – wie der verlorene Sohn – umkehrt, wird Vergebung und ein Neuanfang zuteil.

Auch aus dem heutigen Vers erklingt der Ruf: Kehrt um und glaubt an das
Evangelium, solange Umkehr noch möglich ist.

Jörgen Bauer