Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem,
was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem,
was im Wasser unter der Erde ist.

2. Mose 20, Vers 4

Das Zweite Gebot, um das es hier geht, fehlt heutzutage in der Zusammen-
stellung der Zehn Gebote. Martin Luther meinte, dass dieses Gebot überholt
ist, weil wir in Jesus Christus ein Bild von Gott haben, der von sich sagte:
“Wer mich sieht, der sieht den Vater!” Um die Vollzahl Zehn zu erhalten, wurde
das Neunte Gebot dann auf zwei Gebote verteilt.

Dabei ist das eigentliche Zweite Gebot vollauf berechtigt, weil alle Bilder, die
wir uns von Gott machten, zwangsläufig falsch sein müssten, weil Gott in
jeder Beziehung unfassbar und unbegreiflich ist. Es könnte andernfalls dazu
kommen, dass wir ein Bild anbeten und damit Götzendienst trieben.

Das Bilderverbot bezieht sich auch auf Götzenbilder aller Art. Nicht nur auf
die in den Religionen, sondern auch auf die “modernen”, wie Talismane,
Glücksbringer und abergläubisches Brauchtum.

Aber nicht nur im katholischen Bereich gibt es abergläubische Praktiken, wie
ich kürzlich schrieb. In “frommen” evangelischen, sprich im unguten Sinn “fundamentalistischen” Kreisen, steht man dem nicht nach.

So las ich jetzt in einer frommen Postille, dass jedes Marien-, Heiligen- und
anderes religiöses Bild in einer Kirche, das Kruzifix eingeschlossen, letztlich
greulicher Götzendienst ist. Das gilt auch für Theaterstücke, in denen
Jesus durch einen Schauspieler dargestellt wird.

Hinter jedem dieser Bilder befinden sich finstere Mächte. Jedes religiöse, kultische Bild ist wie eine Steckdose, in der sich unsichtbar der Starkstrom aus der Hölle befindet.

Man kann es also auch übertreiben!

In Wien haben wir einmal ein große museale Gemäldegalerie besucht, in der
es eine Abteilung mit wunderbaren “religiösen” Gemälden gab. Als Bibelleser
erkannte ich in jedem Gemälde, welches biblische Zeugnis jeweils dargestellt
wurde, und das empfand ich als glaubensstärkend.

Neben dem geschriebenen Wort, kann man das Evangelium auch durch
bildliche Darstellungen verbreiten, zumal beim Lesen der Bibel vor unserem
geistigen Auge ohnehin ein Bild entsteht.

Kritisch wird es erst, wenn einem Bild göttliche Kräfte zugeordnet werden.
Im Übrigen gibt es aber gegen bildliche Darstellungen, Altarbilder, Skulpturen usw. nichts einzuwenden.

Jörgen Bauer