Sie legten das Buch des Gesetzes Gottes klar und verständlich aus, sodass man verstand, was gelesen worden war.

Nehemia 8, Vers 8

Diese Aussage hat mir besonders gefallen. Offensichtlich ist es möglich, das
Wort Gottes klar und verständlich auszulegen und zu verkünden, dass es
jeder, unabhängig von Herkunft und Bildungsstand, verstehen kann.

Und so sollte christliche Verkündigung auch sein. Aber nicht nur die Verkündigung durch die dazu berufenen Pfarrer und Prediger, sondern auch durch die Christen selbst, wenn sie mit anderen über Gott und den Glauben
reden.

Aber wie sieht es damit aus? Reden wir – wenn überhaupt?! – verstehbar von
Gott? Unter verstehbar von Gott reden, verstehe ich, über den Glauben ganz
selbstverständlich und mit den Worten der Alltagssprache zu sprechen.

Vom christlichen Glauben muss als von etwas gesprochen werden, dass das Selbstverständlichste von der Welt ist. Ohne Hemmungen und Verkünstelungen. Zu Häme und Spott kommt es, wenn beim Hörer der Eindruck entsteht, dass sich der Glaubende seiner Sache nicht sicher ist.

Man kann den Leuten die unmöglichsten Dinge sagen, wenn man sie freundlich und im Brustton der Überzeugung vorträgt. Natürlich ist das Evangelium nichts “Unmögliches”. Ich will damit nur soviel sagen, dass man einfach mal probieren sollte, was man alles sagen kann, ohne dabei auf Widerstand zu stoßen. Leute, wie Vertreter, die das berufsweise tun, wissen davon.

Leider ist die amtskirchliche Verkündung in weiten Teilen ein Beispiel für unverständliches Reden. In ideaSpektrum erschien mal ein Beitrag unter der Überschrift, “Eine weichgespülte Sprache ist der Tod der Kirche”. Die protestantische Kirche sei schon immer gefährdet gewesen, sich dem Zeitgeist anzupassen, meinte die damalige Kulturbeauftragte der EKD dazu.

Es sei auch nicht gut, gegenüber der Gemeinde über seine eigenen Befindlichkeiten zu sprechen, und manche Fürbitten hörten sich an, wie Reden vor der UNO-Vollversammlung.

Ich weiß, dass es Pfarrer – in einer glaubensarmen Zeit – manchmal nicht leicht haben. Kürzlich war ich wieder auf einer Beerdigung, wo mir neuerlich aufgefallen ist, dass allen Verstorbenen pauschal das ewige Leben zugesprochen wird, sofern sie Glied der Kirche waren. Ob das allein wohl ausreicht?

Leider sind viele Predigten ebenso pauschal gehalten, weil man niemanden vor den Kopf stoßen will. Aber wann will man denn damit anfangen, Klartext
zu reden, wenn man immer nur bei “einleitenden Worten” bleibt?

Christen haben ein Wächteramt. Sie müssen ihre Prediger ermutigen und
korrigieren und darauf achten, dass das Evangelium klar und verständlich
verkündet wird.

Warum wird Jesus Christus nie als unser auferstandener und wiederkommender persönlicher Herr, Heiland und Erlöser verkündet und
darum, dass es um die existenzielle Frage, ewiges Leben oder ewiger Tod,
geht? Das wäre doch mal was anderes als philosophische Betrachtungen
mit christlichem Anstrich und würde vielleicht die Kirchen wieder füllen.

Jörgen Bauer