Wie kann jemand von euch wagen, wenn er einen Streit hat mit
einem andern, sein Recht zu suchen vor den Ungerechten und
nicht vor den Heiligen? Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt
richten werden? Wenn nun die Welt von euch gerichtet werden
soll, seid ihr dann nicht gut genug, geringe Sachen zu richten?
Wisst ihr nicht, dass wir über Engel richten werden? Wie viel mehr
über Dinge des täglichen Lebens.

1. Korinther 6, Verse 1 – 3

Auch Christen sind nur Menschen. Und vor allem keine „besseren Menschen“. Das heißt, dass auch bei Christen der „Alte Adam“ immer wieder durchdringt, wenn es ums Rechthaben, Rechtbehalten, um wirklich erlittenes oder auch nur vermeintliches Unrecht geht.

Und da gibt es nach wie vor Dinge, die einen „völlig zu Recht in die Gänge
bringen “. Man muss da nur an Zurücksetzungen, Erbstreitigkeiten und
dergleichen denken.

Und wie den heutigen Versen zu entnehmen ist, war das zu Zeiten der ersten Christen kein bisschen anders, und für Paulus ist das ein offensichtliches Ärgernis.

Um was für Rechtsstreitigkeit geht es Paulus? Die Frage stellt sich, weil in
der Vergangenheit des Öfteren von „Vertuschen“ die Rede war, wo es um
das „Unter den Teppich kehren“ von kriminellen Handlungen ging.

Das ist mit diesen Versen nicht gemeint. Wie dem Text zu entnehmen ist,
geht es um privatrechtliche Streitigkeiten, also um Ansprüche, die man
anderen gegenüber geltend macht. Zu denken ist an Besitz und Eigentum
oder das Verlangen nach einem bestimmten Tun oder Unterlassen.

Geht es Paulus hier nur um das Verhalten der Christen untereinander oder
auch um das Verhalten gegenüber den Menschen in der Welt?

Aus dem Text ist zu entnehmen, dass es um das Verhältnis der Christen
untereinander geht. Paulus tadelt nicht, dass Christen untereinander Streit
haben können. Die Christen müssen aber bedenken, dass sie aus der Welt
herausgerufen und für Gott geheiligt sind und mit Christus zusammen die
Welt nebst den gefallenen Engeln richten werden.

Wenn Christen untereinander Streit haben und ihr Recht bei denen suchen,
über die sie einmal richten werden, dann passt das nicht zusammen.
Abgesehen davon, dass die Christen gegenüber der Welt an Glaubwürdigkeit
verlieren, wenn sie von geschwisterlicher Liebe sprechen was sie aber nicht davon abhält, sich vor dem Kadi zu treffen.

Gott liebt das Recht und die Gerechtigkeit. Es ist Sein Wille, dass es gerecht zugeht und das sowohl unter den Weltmenschen als auch bei den Seinen. Für die Welt hat Gott hierzu die Obrigkeit eingesetzt. Die Seinen sollen ihre Streitigkeiten aber untereinander regeln, wobei besonders vertrauenswürdige Christen als Schlichter fungieren können.

Es ist im Sinne unseres Herrn, wenn wir versöhnungsbereit sind und das
nicht nur gegenüber unseren Glaubensgeschwistern. Im Bezug auf die Welt, spricht Jesus davon, dass wir uns mit unserem Gegner einigen sollen, solange wir noch auf dem Weg zum Gericht sind und dass wir dem, der uns nötigt, mehr geben sollen, als er von uns verlangt. Ohnehin ist Geben seliger als Nehmen.

Das Einstecken und Zurückstecken fällt uns sehr schwer. Eben weil der
„Alte Adam“ immer wieder durchdringt, so wie bereits eingangs gesagt.

Wir können uns hier nur in die Schule Jesu begeben und uns von IHM
umgestalten lassen. Je mehr wir unser Herz dabei von uns ab- und IHM
zuwenden, je mehr wir uns darüber freuen können, dass unsere Namen im
Himmel geschrieben sind, je mehr Wurzeln wir in der Ewigkeit schlagen
umso gelassener werden wir und umso mehr können wir unsere Sache dann in die Hand Gottes legen und darauf vertrauen, dass er den Weg weiß und alle Dinge zum Besten wendet.

Jörgen Bauer