Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine
Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden.

1. Korinther 2, Vers 14

“Zurück zur Natur”, das war die Philosophie des Jean-Jaques Rousseau, der das europäische Geistesleben nachhaltig beeinflusst hat. Und das “Zurück
zur Natur”, kehrt in regelmäßigen Abständen immer wieder. So in der Romantik, der Wandervogelbewegung und jetzt in Begriffen wie “Bio”, “ökologisch” usw.

Und mit “Naturprodukten”, “natürlichen Lebensweisen”, “Naturheilkunde” usw., womit impliziert wird, dass etwas was “natürlich” ist, zwangsläufig auch “gut” sein muss, lässt sich vortrefflich werben. Und die Aussage “natürlich ist das so”, geht uns leicht von den Lippen, wenn unterstrichen werden soll, dass etwas ganz selbstverständlich ist.

Die Natur, als Gottes Schöpfung, soll dabei nicht klein geredet werden. Aus der
Natur kommen viele gute Dinge. Unser biologisches Leben hängt vollständig von der Natur ab, weshalb wir gut daran tun, die Natur und unsere natürliche Umwelt zu bewahren.

Aber ist wirklich alles gut, was an “Naturprodukten” aus Gottes ursprünglich guter, jetzt aber gefallener Schöpfung kommt, denkt man an pflanzliche und tierische Gifte und Schädlinge aller Art?

Deshalb sollte man sich vor der groben Verallgemeinerung, dass “natürlich
gleich gut” ist, hüten. Bezogen auf den Menschen gibt es für “natürlich” in der Bibel den Begriff des “Fleischlichen”, und da geht es um fleischliche Gelüste und Begierden, die gegen den Geist Gottes gerichtet sind.

Diese Gelüste und Begierden dürfen allerdings nicht einseitig nur auf das Sexuelle beschränkt werden. Es geht hier um den natürlichen, von Gott getrennten Menschen, der, ohne nach Gott zu fragen, seinen eigenen Wünschen lebt, wozu in unserer Zeit insbesondere das Sexuelle zählt,
wo propagiert wird, dieses zügellos auszuleben, weil es etwas “ganz Natürliches” sei.

Auch andere Triebe, wie Geiz, Neid, Hass usw. sind “natürlich”, weil sie den natürlichen Regungen des menschlichen Herzens entsprechen. Aber sind sie deshalb auch gut?

Im heutigen Vers geht es um den natürlichen (fleischlich gesonnenen) Menschen, der nichts vom Geist Gottes vernimmt. Dass dem so ist, bestätigt die tägliche Erfahrung.

Der Christ unterscheidet sich vom “natürlichen” Menschen dadurch, dass er durch den Glauben eine Bewusstseinserweiterung erfahren hat, wodurch er die Dinge aus göttlicher Ewigkeitssicht wahrnehmen kann. Paulus bezeichnet diese Sichtweise als geistlich.

Für den natürlichen Weltmenschen ist diese Sichtweise “verrückt”. Mit ihm darüber zu reden, ist so, wie mit einem Blindgeborenen über Farben zu sprechen. Das sollten wir wissen, um uns nicht verunsichern zu lassen.

Als Christen erfreuen wir uns an der Natur und kommen darüber zum Staunen und zur Anbetung, aber sie wird uns weder zur Ersatzreligion noch glauben wir einer Rousseau’schen Philosophie, wonach der Mensch von Natur aus gut ist,
zumal der natürliche und damit unerlöste Mensch unter dem Zorn Gottes steht.

Jörgen Bauer