Aber Gott weiß: Sobald ihr davon esst, werden euch die Augen aufgetan und ihr werdet alles wissen, genau wie Gott. Dann werdet ihr euer Leben selbst in die Hand nehmen können.

1. Mose 3, Vers 5

Diese moderne Übersetzung von 1. Mose 3, Vers 5 macht deutlich um was es
im Sündenfall geht, der sich bis heute in dieser Weise wiederholt. In der Lutherübersetzung, in der es heißt, “ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist”, wird das nicht so deutlich.

Es geht um das Seinwollen wir Gott. Und der Versucher fängt das auch ganz
geschickt an, in dem er impliziert, dass Gott dem Menschen etwas vorenthalten will, offenbar deshalb, weil er dessen Konkurrenz fürchtet.

Und wäre das eigentlich wirklich so schlimm, “gottgleich” zu sein? Sollte der Mensch nicht nach mehr streben, Grenzen überschreitet, um neues Terrain zu erobern und neue Möglichkeiten zu erschließen? Und warum sollte er sein Leben nicht selbst in die Hand nehmen? Muss er das nicht sogar, wenn er nicht ewig unselbständig und abhängig bleiben will?

Diese Frage stellen sich bis heute, auch wenn dabei nicht immer bewusst wird, dass es Grenzen gibt. “Das Leben selbst in die Hand nehmen”, heißt hier, sich
von der Lebensquelle zu trennen. Vergleichbar mit einer Glühbirne, die sich
vom elektrischen Strom “emanzipiert”.

Alle Turmbau-zu-Babel Vorhaben zeigen , dass dem Menschen Allmachtsgelüste nach wie vor nicht fremd sind, wenn man z.B., aufgrund
von Entdeckungen in der Genforschung titelt: “Jetzt wird der Mensch auch
zum Schöpfer”, womit genetische Manipulationen gemeint sind.

Nichts gegen Grenzüberschreitungen. Ohne diese gäbe es keine neuen Entdeckungen und Erfindungen. Aber beim Sündenfall geht es um den unüberbrückbaren Gegensatz zwischen dem ewigen Gott und Schöpfer, als dem Urgrund, Sinn und Ziel allen Seins, als der Quelle des Lebens und seinem aus Erde genommenen Geschöpf, dem Gott lediglich seinen Lebensodem eingehaucht hat. Womit das menschliche Leben nur ein geliehenes Leben ist.

Dem Menschen standen alle Möglichkeiten offen, aber es gab eine Grenze und das war das Seinwollen wie Gott, wobei es zu der von Gott gewollten Freiheit des Menschen gehört, auch die Grenzüberschreitung versuchen zu können, von der Gott gewarnt hatte, weil sie den Tod des Menschen zur Folge haben musste.

Warum muss Gott etwas dagegen haben, dass jemand wie ER sein will? Die
Antwort liegt auf der Hand: Gott ist Gott, und es gibt nur diesen einen Gott, einmalig und unübertrefflich. Einen zweiten Gott kann es nicht geben. Alles Versuche es Gott gleichzutun, der der Inbegriff alles Guten, Schönen und
Vollkommenen ist, müssen scheitern.

Wer es trotzdem versucht wird damit zum Feind Gottes, weil er versucht, Welt und Himmel nach seinen eigenen Vorstellungen und egoistischen Wünschen zu gestalten und damit die Herrschaft an sich zu reißen. Und was geschieht,
wenn Menschen die Herrschaft an sich reißen, ist sattsam bekannt.

Es wird nichts davon berichtet, dass der Mensch nach dem Sündenfall Reue
oder Bedauern gezeigt hätte. Er versuchte lediglich die Schuld von sich abzuwälzen, und der Alte Adam und die Alte Eva haben sich in diesem Punkt bis heute nicht geändert, weil die Nachkommen von Adam und Eva nicht besser sein können, als ihre Stammeltern.

Nach wie vor versuchen sie, wie Gott zu sein, in dem sie nicht nach Gott fragen, sondern ihren eigenen Wünschen und Begierden folgen, mit denen sie sich ein, wenn auch irdisches Paradies versprechen, womit sie aber sich und andere mitsamt der Schöpfung zugrunde richten um letztlich zu sterben um wieder zu Erde zu werden. Der Mensch kann die von ihm vollzogene Trennung
von Gott selbst nicht mehr rückgängig machen.

So wird der natürliche Mensch fern und getrennt von Gott geboren um ebenso fern und getrennt von Gott zu sterben.

So also sehen die Folgen des Sündenfalles aus, des Versuchs, wie Gott sein zu wollen und sein Leben, als ein gottloses Leben ohne Gott, selbst in die Hand
zu nehmen.

Das Unfassbare ist jetzt aber, dass dem ewigen, heiligen und unnahbaren Gott, das Elend des gefallenen Menschen nicht gleichgültig ist. In seiner Liebe und Treue versucht Gott seit dem Sündenfall ununterbrochen den Menschen zurückzugewinnen um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen und
das trotz des Sintflutgerichtes, durch das eine, infolge der Sünde, total entartete Menschheit vertilgt wurde.

Zuletzt kam Gott sogar selbst in Gestalt seines Sohnes zu uns. Paulus schreibt davon, dass ein Einzelner, nämlich Jesus Christus, den Schaden behoben hat, den ein Einzelner, nämlich Adam, angerichtet hat.

Uns wird jetzt die Heilung des tödlichen Schadens und die Erneuerung des
im Sündenfall verspielten Lebens, in Form des ewigen Lebens, angeboten.

Nehmen wir das Angebot immer wieder aufs Neue an.

Jörgen Bauer