Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit aller Freimut zu reden dein Wort.

Apostelgeschichte 4, Vers 29

Haben wir den Mut offen und frei unseren christlichen Glauben zu bekennen, wenn die Sprache darauf kommt?

Wir haben sicherlich keine Probleme, dies im Kreis Gleichgesinnter zu tun. Aber wie sieht es aus, wenn es angebracht wäre, vor Fremden zum Beispiel zu sagen: “Also ich finde, dass Abtreibung Mord am ungeborenen Menschen und schweres Unrecht ist.”

Oder: “Der Philosoph Immanuel Kant sagte, dass praktizierte Homosexualität die Menschheit unter die Tierheit erniedrigt und den Menschen der Menschheit unwürdig macht.” So krass will ich das nicht sagen, aber Homosexualität
weicht nun mal von der Norm ab und wird in der Bibel durchweg negativ beurteilt. Etwa 5% der Bevölkerung sind hier anders programmiert.

Sowohl in Sachen Abtreibung als auch in Sachen Homophilie ist mit ganz entschiedenen Widerspruch zu rechnen und Immanuel Kant hätte heute, wie derzeit der evangelikale Pastor Olaf Latzel, von der St. Martini Kirchengemeinde in Bremen, mit “Ermittlungen wegen Volksverhetzung” und Anschlägen seitens
der Homolobby zu rechnen.

In Sachen Abtreibung kann einem Verständnislosigkeit und Hartherzigkeit gegenüber den in Not geratenen Frauen, denen doch geholfen werden muss, vorgeworfen werden und in Sachen Homosexualität, dass der Homosexuelle für seine Neigung nichts kann, weil sie angeboren ist bzw. “Gott ihn so gemacht hat”.

Da man sich auf keine fruchtlosen Diskussionen einlassen möchte, wird man nichts sagen, obwohl es richtig wäre etwas zu sagen, vielleicht mit dem
Hinweis, dass man von den Auffassungen der jeweiligen Befürworter nicht überzeugt ist, aber darüber nicht weiter diskutieren möchte, weil es nichts bringt.

Aber was würde passieren, wenn ich solche Aussagen, wie hier angeführt, vor Presse und Fernsehen machen würde? Da könnte ich platt gemacht werden, und das mit nachhaltiger und unter Umständen existenzbedrohlicher Wirkung.
(Ich vielleicht nicht, weil ich zu unbedeutend bin. Aber andere in exponierter
Stellung schon.)

An derartige Folgen musste ich denken, als ich in der Apostelgeschichte über das mutige Bekenntnis der Apostel Petrus und Johannes las, die Vergleichbares taten, wenn sie sich, durch ihr Zeugnis, mit den maßgeblichen Leuten der damaligen Zeit anlegten.

Im obigen Vers bitten sie Gott, sie mit Freimut auszurüsten, damit sie auch
weiterhin den Skandal von der Auferstehung Christi und sein Evangelium – denn das war damals ein Skandal, und nicht nur damals – verkünden konnten. Die Wirkung muss damals dieselbe gewesen sein, wie heute etwas gegen Abtreibung und Homosexualität zu sagen.

Von Natur aus waren die Apostel Johannes und Petrus auch nicht mutiger als wir es heute sind. Petrus hatte seinen Herrn sogar dreimal verleugnet.

Dass sie nunmehr die Kraft hatten frei zu reden und zu bekennen, ist der Kraft des Heiligen Geistes zu verdanken, mit dem die Apostel seit Pfingsten ausgerüstet waren.

Hinzu kommt, dass sie Zeugen des Wirkens und der Auferstehung Christi waren und deshalb aus eigenem Erleben berichten konnten. Sie mussten also nicht an etwas glauben, sie wussten dass es so ist.

Trotzdem bitten sie um den Freimut zu reden.

Auch wir sollen um einen solchen Freimut und die Fülle des Geistes Gottes bitten, damit wir in Situationen, wie eingangs beschrieben, den Mut und die Worte finden, die ihre Wirkung auf andere nicht verfehlen.

Jörgen Bauer