Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr
euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen
Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist
selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.

Römer 8, Verse 15 und 16

Die heutigen Verse sind zur Ermutigung gedacht. Diese ist nötig, da
es üblich ist, auf bösartige Weise gegen die zu polemisieren, die ein
klares Bekenntnis zu Jesus Christus und zum Evangelium haben.

Eines sollten wir allerdings nicht tun: Uns darüber wundern. Denn das
ist völlig “normal”! Als Christen sind wir Fremdkörper in einer gefallenen
Welt, die sich von Gott losgesagt hat und die unter der Herrschaft des
Widersachers, des “Fürsten dieser Welt” steht, wie Jesus selbst sagt.
In dieser Welt sind wir, nach Jesu Worten, sowohl Salz und Licht, als
auch Fremdkörper.

Aber eines sollten wir nicht haben: Einen knechtischen und furchtsamen
Geist, der sich der gottfeindlichen Welt unterwirft. Wir haben, als wir
Christen wurden, den Heiligen Geist empfangen, der erstmals an Pfingsten
über die Gemeinde der Gläubigen ausgegossen wurde. Und diesen Geist
gilt es nicht zu dämpfen, sodern ihm Raum in unserem Leben und in un-
seren Herzen zu geben.

Dann können wir den Geist Gottes als treibende Kraft erfahren, die einen
Heldenmut verleiht, die Gewissheit gibt und von aller Menschenfurcht frei
macht. Wir wissen dann, dass wir im Dienst des Herrn und Königs, aller
Herren und Könige stehen, dem die Zukunft gehört und vor dem alle üb-
rigen Herren und Mächte, die uns bedrängen, ganz klein und bedeutungslos
werden, um sich schließlich in Nichts aufzulösen.

Ganz entscheidend ist, dass nicht wir die Macher sind, sondern dass es
Gott ist, der durch uns wirkt. Das sagt die Schrift klar und deutlich. Des-
wegen wird in dem Vers 15 auch gleich von einem kindlichen Geist gespro-
chen, der sich dadurch auszeichnet, dass er nicht auf die eigenen Fähig-
keiten, sondern allein auf Gottes Möglichkeiten vertraut. Das zu wissen,
schafft zusätzlichen Freiraum.

Hier ist an das Wort “Demut” zu denken, in dem übrigens auch “Mut” enthal-
ten ist. Demut ist keine devote Unterwürfigkeit, sondern das Anerkennen der
Stellung, die einem Gott zugewiesen hat und die das “Unter dem Wort” und
das “Unter Gott bleiben” beinhaltet. Aus diesem Geist beten wir zu Gott, als
unserem lieben Vater, der unsere Bedrängnisse sieht und jederzeit ein offenes
Ohr für unsere Nöte hat und uns Wegweisung gibt.

Aus alledem bekommen wir durch den Geist die Bestätigung und die Gewiss-
heit, tatsächlich Gottes Kinder zu sein und nicht irgendeiner Illusion aufzusit-
zen. Der Vers 16 ist sehr bemerkenswert und darf nicht aus dem Zusammen-
hang gerissen und auf die Ebene von “Gefühlen” gebracht werden.

Es entstünde viel Unsicherheit, wenn jemand in seinem Herzen nach “Gewiss-
heitsgefühlen” suchen würde. Deshalb unterlasse ich es auch, hier irgendwelche Beschreibungen zu geben. Nur soviel: Es ist so, wie es die
Schrift bezeugt, und jeder merkt das auf seine Weise.

In diesem Sinne möge uns die Fülle des Geistes Gottes wieder besonders be-
wusst werden.

Jörgen Bauer