Und der König wird ihnen antworten und zu ihnen sagen:
Wahrlich ich sage euch:
Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

Matthäus 25, Vers 40

Der Abschnitt, in dem dieser Vers steht, hat in der Lutherbibel die Überschrift “Vom Weltgericht”. Dabei geht es darum, dass Jesus die Schafe von den Böcken scheidet und die einen zu seiner Rechten und die anderen zu seiner Linken stellt. Die zu seiner Rechten erlangen das Himmelreich. Die zu seiner Linken gehen in die ewige Verdamnis.

Das Urteil Jesu orientiert sich dabei an dem Verhalten das seinen geringsten Brüdern und damit IHM gegenüber an den Tag gelegt wurde, wobei sich weder die Geretteten noch die Verdammten daran erinnern können, Jesus jemals gesehen zu haben. Sie kannten ihn offensichtlich überhaupt nicht.

Bei diesem Abschnitt könnte man zunächst geneigt sein, an fromme Leistungen zu denken, die man möglicherweise zu tun versäumt hat. Aber sind mit den Schafen und Böcken überhaupt Christen und Jünger Jesu gemeint?

Ich denke nicht, weil Jesus den Seinen das ewige Leben bereits zugesprochen hat und dass sie nicht ins Gericht kommen, weil sie durch Sein Blut und den Glauben an IHN reingewaschen sind. Allerdings müssen auch die Geretteten vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit sie ihren jeweiligen Lohn empfangen, wobei es allerdings keine Verdammnis gibt.

Im Wort Gottes steht aber immer auch davon geschrieben, dass die Lebenden und die Toten nach ihren Werken gerichtet werden. Nach dem was in den Büchern geschrieben steht.

Diese Aussagen und der heutige Vers sind ein Hinweis darauf, dass diejenigen, die Jesus nicht kannten, deshalb nicht automatisch verloren sind, wie es manchmal hingestellt wird, sondern diese nach ihrer Herzenshaltung beurteilt werden, wobei hier offensichtlich großzügig geurteilt wird.

Jesus sieht nur das Gute, das der Einzelne getan hat, wobei ER nicht gegen die Fehler und Sünden, die der Einzelne auch hatte, aufrechnet. Wir wissen also überhaupt nicht, wie Gott den einzelnen Menschen richten wird. Deshalb größte Vorsicht vor voreiligen menschlichen Schlüssen.

Darüber, wer die “geringsten Brüder” sind, gehen die Auffassungen auseinander. Geht es hier nur um Jünger Jesu oder um alle Menschen die hilfsbedürftig waren?

Auch wenn wir als wiedergeborene Christen nicht ins Endgericht kommen, darf uns das trotzdem nicht selbstsicher und damit fahrlässig werden lassen. Zu vielen Unglücksfällen kommt es, weil man sich zu sicher fühlte keine Demut mehr hatte. Das gilt auch hier.

Die Gleichnisse von den klugen und törichten Jungfrauen und den anvertrauten Pfunden zeigen, dass knapp vorbei auch daneben ist. Man das Ziel also immer noch verfehlen kann.

Als Christen sollen wir uns dadurch aber in keinen Leistungsdruck oder Stress bringen lassen, sondern fest auf die Zusagen unseres Herrn vertrauen. Die Gewissheit, die wir dadurch haben, soll dazu führen, dass wir vielfältige Glaubensfrüchte bringen – ohne die der Glaube nutzlos wäre – wozu auch gehören kann, sich der Nöte anderer annehmen, nicht aus Zwang, sondern aus Liebe zum Nächsten.

Jörgen Bauer