Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Dann nach welchem Recht
ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt,
wird euch zugemessen werden.

Matthäus 7, Verse 1 und 2

Das ist eine ernste Warnung, die man sich zu Herzen nehmen sollte,
wobei ich in erster Linie an mich selbst denke, zumal mir in der jetzigen
Situation keine sehr schmeichelhaften Worte in den Sinn – und dann auch
aus dem Mund – kommen, wo wir doch für die Obrigkeit beten sollten,
damit Gott ihr viel Weisheit und Verstand gibt.

Auch die Verantwortlichen haben Angst, sind verunsichert und ratlos,
denn was sie auch tun, ist es zu viel oder zu wenig: “Es ist immer falsch”,
auch wenn sie den ehrlichen Willen haben, das Ganze zu einem guten
Ende zu bringen.

Keiner der Verantwortlichen ist zu beneiden.

Als Christen tun wir gut daran, wenn wir in denen, die das Sagen haben,
in erster Linie Menschen sehen, die, wie wir alle, unvollkommen und damit
Sünder, aber auch Ebenbilder Gottes sind, für die Jesus Christus ebenfalls
gestorben ist.

Wir alle sind Zeit unseres Lebens getadelt und kritisiert worden. Ich habe
das als hilfreich empfunden, wenn es mich, wie meistens, weitergebracht hat.
Tadel und Kritik sind kein Richten, ebenso wenig wie Beschwerden oder
Proteste.

Ein Pfarrer gab mal den klugen Rat, sich vor einem Tadel zu überlegen, wann
man sich selbst ganz genauso verhalten hat, wie derjenige, den man zu
Tadeln beabsichtigt. Das führt zu erstaunlichen Einsichten! Wann habe ich also das letzte Mal große Worte gemacht und mich nicht daran gehalten?

Beim Richten im Sinne der heutigen Verse, geht es um das Niedermachen
oder Schlechtreden eines anderen, oft auch aus nichtigem Anlass, mit dem dessen Vertrauenswürdigkeit geschädigt werden soll. Im Anschluss an die obigen Verse kommt das Wort Jesu vom Splitter im Auge des Bruders und Übersehen des Balkens im eigenen Auge.

Als Christen tun wir gut daran, wenn wir zum Frieden, zur Sachlickeit und zur Beruhigung beitragen, und bezeugen, dass Gott Gebete erhört und aus kritischen Lagen weiterhin herausretten kann.

Gott sagt uns zu:

Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und sollst mich preisen.
Psalm 50, Vers 15

Warum wird von diesem Notruf so wenig Gebrauch gemacht?

Jörgen Bauer