Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret; aber zuschanden werden
die leichtfertigen Verächter.

Psalm 25, Vers 3

Ich beginne mit einer erfundenen Geschichte, die der eine oder andere viel-
leicht schon kennt:

Ein Mann fällt in einen Sumpf, wo er unterzugehen und zu ersticken droht.
Da er Christ ist, betet er zu Gott, dass er ihn aus dem Sumpf erretten möge.
Nacheinander kommen nun drei Männer vorbei, die ihm jeweils Hilfe anbieten,
die er aber jedesmal mit dem Hinweis, dass er auf Gott harre, ablehnt.

Schließlich geht der Unglückliche unter, erstickt und stirbt und kommt anschließend vor den Thron Gottes, wo er Gott vorwirft, dass er ihn nicht
aus dem Sumpf gerettet habe, worauf Gott ihm sagt, dass er ihm drei
Helfer geschickt habe, die er jedes Mal abgelehnt hätte.

Wie alle derartigen Geschichten ist auch diese überspitzt, hat aber einen
wahren Kern.

So gibt es bis heute gläubige Christen, die es “im Vertrauen auf Gott” unterlassen, sich ärztlich untersuchen zu lassen oder gegen Krankheit oder andere Unglücksfälle zu versichern. Dies unter Verweis auf zahlreiche Bibelstellen, die Gott als Arzt, Nothelfer, Retter und Heiland bezeugen.

Wer sich trotzdem versichern lässt, dem mangelt es demnach am “glaubenden Vertrauen”.

Dabei wird übersehen, dass auch geschrieben steht, dass wir Gott nicht versuchen sollen. Und das tun wir, wenn wir uns ganz bewusst erkannten und ohne weiteres vermeidbaren Gefahren aussetzen, in der Hoffnung, dass uns Gott schon herausretten wird, wenn es schief geht.

Und das kann ganz gewaltig daneben gehen, wie bei einer treuen christlichen Familie, die durch einen Unglücksfall nahezu existenziell vernichtet wurde,
weil sie keine der notwendigen Versicherungen abgeschlossen hatte.

(Der Grundgedanke einer Versicherung ist der, dass alle diejenigen, die ein gleiches Risiko tragen, gemeinsam Geld für Unglücksfälle zurücklegen, das dann die erhalten, die es trifft, und da man nicht weiß, wen es trifft, sind alle geschützt. Das hat nichts mit Glücksspiel und dergleichen zu tun.)

Christ sein kann also nicht bedeuten passiv zu bleiben, nach dem Motto,
“der Pappa wird’s schon richten”, sondern die uns verliehenen Gaben einzusetzen, Chancen und Möglichkeiten zu nutzen, durch geöffnete Türen zu gehen und uns dabei vom Geist Gottes leiten zu lassen.

Deshalb bitten wir Gott um seine Weisung und Leitung und dass er uns
weiterhin neue Möglichkeiten schenkt, Türen auftut und Kraft zum Tun schenkt. Insoweit harren wir auf Gott – nur helfen müssen wir uns schon
lassen und selber gehen müssen wir auch und gebotene Chancen müssen
wir auch selbst ergreifen.

Das schließt nicht aus, dass es Extremsituationen gibt, wo wir tatächlich nur noch beten können. Wir sollten uns aber nicht leichtfertig in solche Situationen begeben.

Jörgen Bauer