Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.

1. Korinther 13, Verse 1 – 3

Das Wort “Liebe” ist ein sehr schillernder und vieldeutiger Begriff. Im Deutschen haben wir dafür nur ein Wort. Im Griechischen, der Ursprache des
Neuen Testaments, gibt es für “Liebe” mehrere Begriffe, und wenn im Neuen
Testament das Wort “Liebe” steht , lesen wir an dieser Stelle im griechischen Urtext das Wort “Agape”.

“Agape” bedeutet “göttliche Liebe”, die weniger mit “Gefühl” sondern mehr
mit bedingungsloser Hingabe zu tun hat. Die Liebe Gottes ist es, die alle Welt
erhält und trägt, weil Gott sich in diese Welt hingebungsvoll verströmt.

Hingebungsvolle Liebe hat etwas Aufbauendes, Konstruktives und Bejahendes. Kein Mensch kann ohne solche Liebe leben. Ohne Liebe wäre alles
sinn- wert- und nutzlos. Ohne Liebe wäre man tot. Und deshalb kann Gott, als der letzte Sinn und Urgrund allein Seins, nur Liebe sein, und deshalb ist im Wort Gottes auch soviel von Liebe zu lesen.

Aber an diesem Punkt gilt es einen gedanklichen Kurzschluss zu vermeiden.
Zwar sollte ein Christ an seiner Liebe erkennbar sein – aber es steht
nirgendwo geschrieben, dass wir uns den Himmel durch Liebe verdienen könnten.

Es heißt nicht, “so führt denn allein die Liebe zu der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt” oder “ohne die Liebe ist es unmöglich Gott zu gefallen” sondern es geht immer um den Glauben, um unser Vertrauen zu Gott, das bei Gott allein zählt und ohne den nichts geht, wobei die Liebe eine notwendige Frucht dieses Glaubens ist, ohne die der Glaube tot bliebe.

Aber die Reihenfolge ist immer die, dass zuerst der Glaube kommt. Nur zu lieben, ohne zu glauben, würde nicht ausreichen. Der Geist Gottes, den wir durch den Glauben geschenkt bekommen, befähigt uns, nicht nur Gott zu lieben, sondern alle Menschen und die gesamte Schöpfung mit den liebenden Augen Gottes zu sehen und uns auch selbst in der rechten Weise anzunehmen.

Die Folge der Sünde ist ja gerade die, dass wir das nicht können, sondern
Unterschiede machen und dadurch zu Gott, zu unseren Mitmenschen und zu uns selbst ein zwiespältiges Verhältnis haben.

Wenn Gott der große Liebende ist, dann ist es folgerichtig, dass er alles hasst, was sich seiner Liebe entgegenstellt. Gott hasst den Hass. Die Kehrseite der glühenden Liebe Gottes ist deshalb sein glühender Zorn über die Sünde. Auch davon zeugt das Wort Gottes, und deshalb sollten wir auch die Aussagen vom nie erlöschenden Höllenfeuer ernst nehmen.

Auch Jesus hat nicht nur sanft gesäuselt. Zur Liebe gehört es auch, klare Aussagen zu machen. Die Menschen entsetzten sich über die Worte Jesu,
und viele seiner Jünger trennten sich von IHM, weil ihnen Seine Worte zu hart waren.

Daran sollten wir denken, wenn uns, angesichts unbequemer Aussagen,
“Lieblosigkeit” vorgeworfen wird.

Wir wollen Gott bitten, dass ER uns befähigt allezeit klar, und fein mit Salz
gewürzt, zu reden (Kolosser 4, 6).

Jörgen Bauer