Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach
dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen.
Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit es
die Weisen zuschanden mache, und was schwach ist vor der Welt, das
hat Gott erwählt, damit es zuschanden mache was stark ist; und das
Geringe und Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit es zunichte mache was etwas ist, damit sich kein Mensch vor Gott rühme.

1. Korinther 1, Verse 26 bis 29

Manchmal fühlen sich Menschen, auch wenn sie Christen sind, klein
und unbedeutend. Sie haben so gar nichts vorzuweisen, was in der
Welt zählt. Vielleicht gab es in Korinth auch Christen, die sich schwach
und unbedeutend fühlten.

Ihnen und uns wird in diesem Fall gesagt: Seht auf eure Berufung!
Gott hat euch den Glauben geschenkt und ihr habt damit das ewige
Leben und gehört zu den Erwählten.

Paulus macht klar, dass Macht, Ansehen, Wissen und Weisheit bei
Gott nicht zählen, zumal es Gott, als Geber aller Gaben, selbst ist,
der Menschen Macht, Ansehen, Wissen usw. gibt und auch wieder
nehmen kann.

Diese Verse sind eine Mahnung an selbstgefälligen Menschen, die sich
selbst für klug, gebildet und unersetzlich halten und aus dieser über-
heblichen Haltung heraus, auf die Christen herabblicken, die sie als
dumm, unwissend und ungebildet ansehen.

Gott erwählt deshalb gerade diejenigen, die nichts vorzuweisen haben,
mit dem sie sich brüsten könnten. Die werden deshalb umso reicher beschenkt.

Das ist eine der Grundlinien, die sich durch die gesamte Bibel ziehen
wonach Gott den Hochmütigen widersteht und dem Demütigen Gnade
schenkt und wer sich rühmt dessen rühmt, dass er Gott kennt.

Heißt das nun, dass man Macht, Ansehen, Wissen usw. ablehnen muss?
Nein, das muss man nicht. Das heutige Wort richtet sich gegen die, denen
das zu Kopf gestiegen ist und die ihr Selbstverständnis ausschließlich
über solche Dinge definieren.

Solche Menschen heben gerne ihre Bedeutung hervor und weisen darauf
hin, welche unvergänglichen Spuren sie in der Welt hinterlassen haben,
aufgrund derer man sich immer an sie erinnern wird. Und manche arbeiten
gezielt darauf hin, zu ihrer Ehre Denkmäler zu hinterlassen.

Solches missfällt Gott.

Und manchmal entbehrt es nicht einer gewissen tragischen Komik, wenn
ein solcher Mensch plötzlich hilflos und seiner Sinne nicht mehr mächtig,
im Pflegeheim angetroffen wird.

Gott möchte, dass wir erkennen, dass alles was wir sind, seine Gaben
sind und dass wir unser Selbstverständnis ausschließlich daraus ziehen,
dass Gott uns kennt, uns erwählt hat und dass wir ohne IHN nichts
sind.

Jörgen Bauer