Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?

Hiob 2, Vers 10

Man stelle sich einmal vor, dass man wirklich alles verloren hat, die Familie, den Arbeitsplatz, seine soziale Stellung, das gesamte Eigentum. Wer brächte dann einen solchen Satz, wie den des Hiob, über die Lippen?

Und bei der gegenwärtigen Lage könnte das für manchen zur Realität
werden!

Wie sind denn unsere Vorstellungen, die wir von Gott haben? Denken wir hier auch so, dass sich der Glaube an Gott lohnen muss? Wenn wir schon bereit sind an IHN zu glauben, muss sich Gott dann nicht erkenntlich zeigen, indem er die Erwartungen, die wir an das Leben haben, nicht enttäuscht?

Die Geschichte des Hiob zeigt hier etwas radikal anderes: Wir haben weder Ansprüche an Gott noch an das Leben. Wie oft hört man diesen Satz, dass man Ansprüche an das Leben stellen kann, wobei Schicksalsschläge als „unfair“ bezeichnet werden.

Gerade das ist die große Illusion! Je eher das klar wird umso besser ist das für uns. Die Hiobgeschichte lässt etwas davon erahnen, dass die Dinge, die unser Leben bestimmen, zwar durchaus nachvollziehbare, vordergründige Ursachen haben, an denen überhaupt nichts Geheimnisvolles ist, die Weichen deshalb aber trotzdem, für uns völlig unvorstellbar, in der unsichtbaren Welt gestellt werden.

Diejenigen, die hier an Schicksalsmächte glauben, ahnen im Grunde etwas Richtiges, wenngleich wir als Christen nicht von dunklen Mächten ausgehen, sondern von Gott, der im Regiment sitzt und dem alle Mächte und Gewalten untertan sind und der unser Bestes will, nämlich das, was, in Anbetracht der Ewigkeit, wirklich gut für uns ist, und das ist nicht immer das, was unseren menschlichen Wünschen, Hoffnungen und Erwartungen entspricht.

Das ist es, was uns in den Wechselfällen des Lebens tröstet. Hiob konnte hier sagen: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Jesus sagt, angesichts der bevorstehenden Passion: Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Paulus schreibt, wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.

Martin Luther sagte: Wenn nicht geschieht was wir wollen, wird Besseres geschehen und ein Dietrich Bonhoeffer dichtet, vom Tod bedroht:

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern, aus deiner guten und geliebten Hand.

Alle diese Aussagen liegen auf derselben Linie und bezeugen einen gereiften und gefestigten Glauben, der fest darauf vertraut, dass Gott, auch im Leid bei uns ist und am Ende alles herrlich hinausführt und wenn nicht mehr in dieser, dann in der zukünftigen Welt.

Bei Hiob nahm die Geschichte, nachdem er sich bewährt hatte, noch in dieser Welt ein herrliches Ende, denn wir lesen am Schluss des Hiob-Buches, dass Gott Hiob überreich segnete und ihm doppelt soviel gab, als er vorher hatte.

So muss es nicht immer gehen. Aber wir dürfen daraus lernen, dass Gott treu ist und wir am Besten fahren, wenn wir uns von IHM leiten lassen. Wir wünschen uns und niemandem, dass er schwere Wege geführt wird, aber wir bitten Gott darum, dass wir nicht verzagen und abfallen, wenn es uns treffen sollte.

Wir wollen Gott deshalb täglich bitten, dass ER uns vor schweren Wegen,
die uns an unsere Belastungsgrenze führen würden, bewahrt. Denn in
der Praxis sieht vieles anders aus, als in frommer Theorie.

Jörgen Bauer