Die Toren sprechen in ihrem Herzen: “Es ist kein Gott.”
Sie taugen nichts; ihr Treiben ist ein Gräuel; da ist keiner der Gutes tut.

Psalm 14, Vers 1, analog zu Psalm 53, Vers 2

Unser Hund, ein Dackel, ist für mich ein Gottesbeweis. Wenn ich ihn ansehe,
erkenne ich, dass er, wie ich, Augen, Ohren, Nase und Mund hat, auch
wenn wir dafür andere Bezeichnungen haben. Weil hierzulande Menschen als “Dackel” bezeichnet werden, die sich dumm anstellen, und damit
“dackelhaft” sind, mit Steigerungsformen wie “Grasdackel”, konnte ich also
nicht schreiben, dass mein Dackel und ich, sich ähnlich sind.

Was mich aber immer wieder in Erstaunen versetzt ist, dass das Tier seine
Umwelt wahrnimmt und darauf reagiert und Verhaltensweisen zeigt, wie
wir sie auch von uns Menschen kennen. Gerade Hunde zeigen ein ausgesprochenes Sozialverhalten. Sie spüren Zuwendung und geben das
auch zurück. Unser Dackel ist ein ausgesprochener Kinderfreund, der an keinem Kindergarten vorbei kommt, ohne dass es zu Kontaktaufnahmen gekommen wäre. Ich sage dann dazu, dass unser Dackel “pädophil” ist.

Das Tier muss deshalb wohl auch ein Bewusstsein, ein Erinnerungsvermögen,
ein Weltbild und eine Seele haben, auch wenn wir uns das nicht vorstellen können. Jedenfalls kann der Hund auch träumen, was an seinem Verhalten
während des Schlafs erkennbar ist.

Das Tier scheint Anteil an einer Wirklichkeit zu haben, die uns verschlossen
ist, weil er Dinge wahrnehmen kann, für die wir keine Sinne haben. Es gibt
demnach eine unsichtbare, nicht raum- und zeitgebundene Wirklichkeit.
Die Verhaltensforschung hat hier interessante Dinge entdeckt. Zum Beispiel,
dass es der Hund spürt, wenn sich das Herrchen in der Stadt entschließt,
nach Hause zu kommen. Einer unserer früheren Dackel trug immer die
Hausschuhe unseres Sohnes an die Haustüre. Ein sicheres Zeichen dafür,
dass der Sohn im Laufe des Tages noch kommen wird.

Aus all den Gründen ist unser Dackel für mich ein “Gottesbeweis”, weil es
zeigt, dass es Dinge wie Wahrnehmung, Bewusstsein und zielgerichtete
Reaktionen und zielgerichtetes Verhalten gibt, an dem in unterschiedlicher Ausprägung, alle Lebewesen Anteil haben. Und das kann eben kein blinder Zufall sein. Hier steckt etwas anderes dahinter, das man nicht mit “Zufall”
oder “Evolution” abtun kann.

Ich lese immer, wieder intellektuell aufgeblähte Abhandlungen zum Thema
“Gott”. Ob es ihn gibt und wie man sich das vorstellen kann.

Ich mag das schon gar nicht mehr lesen, denn es ist leeres Stroh.
Unser Dackel ist da klüger!

Jörgen Bauer