Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. Denn wenn jemand ein Hörer des Worts ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein leibliches Angesicht im Spiegel beschaut; denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah. Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat.

Jakobus 1, Verse 22 bis 25

“Nicht schwätze, schaffe”, sagt eine der kurzen aber treffenden schwäbischen Redewendungen. Der “schaffige Schwabe” hält nicht viel von großen Worten, für ihn zählt die Tat.

Ob das immer richtig ist, will ich mal dahingestellt sein lassen. Einfach deshalb weil auch das Reden, das sich Aussprechen, das Zuhören und auch das
Ausruhen, die Selbstbesinnung, sehr wichtig sind. Und die schwäbische Aussage, “nicht geschimpft ist gelobt genug” wird sicher nicht allen Situationen gerecht.

Mir geht es aber nicht darum schwäbische Sprach- oder Volkskunde zu betreiben, sondern darauf hinzuweisen, dass ein Bewusstsein dafür vorhanden ist, dass es letztlich die Tat ist, die zählt. Viele geflügelte Worte wie: “es gibt nichts Gutes, außer man tut es” oder “es nützt nichts, etwas zu wollen, man muss es auch tun”, zeugen davon.

Das wird vom Wort Gottes bezeugt und bestätigt. Heute wird uns zudem deutlich gesagt, dass man sich regelrecht selbst betrügt, wenn man nur Hörer und kein Täter, in diesem Fall des Wortes Gottes, ist. Ja, es geht noch weiter:
Der Glaube ohne Werke ist tot und damit völlig wertlos

Aber ist das jetzt ein Widerspruch zu der Aussage, dass uns Werke nicht
retten, sondern es allein der Glaube ist, durch den wir vor Gott bestehen
können?

Es ist kein Widerspruch, weil der Glaube zur Tat führt, wenn er mehr als nur
ein “Fürwahrhalten” ist. Wer zum lebendigen Glauben gekommen ist, für den gilt die Aussage “welche der Geist Gottes treibt, das sind Gottes Kinder”, Römer 8, 14). Glaube und Tat sind damit ineinander verwoben.

Der Glaube fängt zwar mit dem Hören an, führt aber nicht dazu, dass man sich passiv ins stille Kämmerlein zurückzieht. Den vom Glauben Erfüllten drängt es dazu, etwas von dem weiterzugeben, was ihn selbst reich gemacht hat, und das kann auf ganz unterschiedliche Weise geschehen.

Davon zeugen die zahlreichen Werke der Nächstenliebe und der Mission, die es seit dem Beginn des Christentums gibt. Dazu zählen die caricativen Werke und die der Inneren Mission ebenso, wie die “bamherzigen Brüder und Schwestern” und vergleichbare Institutionen, die es bis zum heutigen Tage in einer Vielzahl der unterschiedlichsten Einrichtungen gibt. Das ganze Wohlfahrts- und Sozialdenken, hat so gesehen, christliche Wurzeln.

Natürlich müssen wir jetzt keine neuen Hilfswerke gründen. Wenn wir uns im Alltag, entsprechend unseren Möglichkeiten menschlich und hilfsbereit verhalten, anderen beistehen, ihnen aus Notlagen heraushelfen, sind wir auf dem besten Wege zu “Tätern des Wortes” zu werden. Die Schrift spricht hier vom vollkommenen Gesetz der Freiheit, von Taten, die selig machen.

Nicht in dem Sinn, dass wir uns damit den Himmel verdienen könnten, sondern in dem Sinn, dass man sich selbst beglückt, wenn man anderen, aus freien Stücken, in aller Freiheit, also freiwillig aus Überzeugung, nicht aus irgendwelchen “frommen Zwängen” heraus helfen konnte. Im heutigen Sprachgebrauch: Eine gelungene Hilfeleistung vermittelt ein Erfolgsgefühl.

Goethe brachte das in den Vers:

“Willst du glücklich sein auf Erden, trage bei zu andrer Glück, denn die Freude,
die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück.”

Aber das Wort Gottes wusste dies schon viel früher!

Wer sich nur sagen lässt wie er sein sollte, aber dann nichts ändert, ist wie einer, der kurz in den Spiegel schaut, dabei feststellt, dass er sein “unmögliches Aussehen” ändern müsste, aber dann weggeht und alles belässt wie es war. Mit Spiegel ist hier an das Wort Gottes zu denken, das uns den Spiegel vorhält und uns zeigt, wie wir wirklich sind und was wir ändern sollten.

Lassen wir uns also täglich von Gott zeigen, wie wir zu Tätern des Wortes werden können.

Jörgen Bauer