Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass
ich Macht habe, dich loszugeben und Macht habe, dich zu kreuzigen?
Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht
von oben gegeben wäre.

Johannes 19, verse 10 und 11

Alle Macht geht von Gott aus, wobei Gott seine Macht auch nach unten
deligiert hat.

Zuerst wurden die Menschen ermächtigt, sich die Erde untertan zu machen
und über die Tierwelt zu herrschen. Später wurden dann auch andere
Institutionen, Könige und Priester bevollmächtigt. Im Neuen Testament
sind es die Apostel, die Vollmachten und Geistesgaben erhielten.

Für uns heute ist Römer 13 bedeutsam, wo es um Obrigkeit, also die
uns Regierenden geht, wobei die Aussage: “Jedermann sei untertan
der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat”, oftmals missverstanden wird.

Gott hat zwar die Obrigkeit, als seine Dienerin auf Erden, angeordnet,
aber in allen Fällen wo ER Macht nach untern deligiert hat, gleichzeitig
auch die Grenzen festgesetzt, innerhalb derer die Macht ausgeübt
werden kann, die nicht überschritten werden dürfen. Alles andere wäre Machtmissbrauch und damit Sünde.

Sünde sind auch alle Versuche des Menschen, Gottes Schöpfungsordnungen
verändern zu wollen oder die Natur auszuplündern.

Die Obrigkeit soll an der Stelle Gottes das Gute fördern und belohnen und
das Strafgericht und dem zu vollziehen, der Böses tut, wozu ihr sogar das
Schwert verliehen ist.

Es ist damit keinesfalls so, dass der Obrigkeit in allen Fällen Gehorsam zu
leisten ist. Überschreitet die Obrigkeit ihre Grenzen sündigt sie ebenso
wie derjenige, der hier nicht widerspricht.

Die Obrigkeit überscheitet ihre Grenzen, wenn sie über die Gestaltung
des Gottesdienstes und über gottesdienstliche Abläufe, wie Teilnehmerzahl,
Gemeindegesang, Art der Begrüßung usw. bestimmen will und sogar meint
diese “genehmigen” oder “erlauben” zu müssen. Gleiches gilt auch für die persönliche Lebensgestaltung, wo es keine Vorgaben geben darf, mit wem ich zusammenkomme und wer mich besuchen darf. Und schon gar keine
Ausgangssperren oder Behinderung der Berufstätigkeit!

Die Funktion der Obrigkeit erfüllt bei uns die gewählte Regierung, die ihre
Macht ebenfalls von Gott hat, auch wenn das Volk der eigentliche
Souverän und die Obrigkeit ist, die ihrerseits die Regierung bevollmächtigt
hat.

In der Zeitschrift “Bekennde Kirche” 3/2021, gibt es hier aufschlussreiche
Abhandlungen unter den Titeln “Die Grenzen der Unterordnung: Götzendienst
und Gottesdienst” und “Christsein im Ausnahmezustand”.

Die christlichen Gemeinde, wie der einzelne Christ, sind allerdings aufgefordert,
Gott für alle Menschen, einschließlich der Obrigkeit, zu danken und für diese
zu beten und Fürbitte zu leisten.

Und ich denke, dass wir das täglich tun sollten.

Jörgen Bauer