Und nun, ihr Reichen: Weint und heult über das Elend, das über euch kommen wird! Euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis geben und wird euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt in diesen letzten Tagen! Siehe, der Lohn der Arbeiter, die euer Land abgeerntet haben, den ihr ihnen vorenthalten habt, der schreit, und das Rufen der Schnitter ist gekommen vor die Ohren des Herrn Zebaoth.

Jakobus 5, Verse 1 bis 4

Wenn man die Verse im Jakobusbrief unter der Überschrift “Das Gericht über die Reichen” liest, könnte man so etwas wie Genugtuung empfinden, wenn man, auch hier wieder, erfährt, dass es eine Gerechtigkeit gibt, wobei auch die Habgierigen ihre “gerechte Strafe” empfangen.

Aber das wäre viel zu einfach oder auch viel zu “populistisch”, wie man heute dazu sagen würde.

Das Wort Gottes sagt nämlich nichts darüber aus, ab welchem Kontostand
und bei welchen Besitzverhältnissen der Reichtum anfängt. Reichtum ist,
so gesehen, ein relativer Begriff, und gemessen an den Verhältnissen in der
Dritten und Vierten Welt, sind wir allesamt steinreich, theoretisch selbst dann noch, wenn wir auf Hartz IV – Niveau leben.

Deshalb tun wir gut daran, uns bei biblischen Aussagen immer zu fragen, ob
wir vielleicht selbst damit gemeint sein könnten um dann daraus die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.

Es ist nun mal so, dass es die Menschen naturgemäß zum Reichtum drängt.
Dabei gibt es natürlich ganz erhebliche individuelle Unterschiede – aber es ist so, dass an dieser Neigung immer wieder alle Versuche, die Welt zu verbessern, scheitern müssen.

Da mag einer noch so großartige revolutionäre Forderungen gestellt und vollmundige Parolen in Sachen Recht und Gerechtigkeit abgelassen haben –
in dem Augenblick, wo er dann selbst aufsteigt und damit, im bildlichen Sinne, “Blut geleckt” hat, verhält er sich ganz genauso wie diejenigen, die er zuvor wegen ihrer Raffgier bekämpft hat, womit alles wieder beim Alten ist.

Das gilt es zu erkennen, und weil wir hier alle gefährdet sind, warnt das Wort
Gottes immer wieder eindringlich vor dem Götzen Mammon, der uns von Gott trennt und damit um das ewige Leben bringen kann.

Dem Götzen Mammon dient nicht nur, wer an seinem (ehrlich erworbenen) Geld hängt, sondern auch wer hier “nachhilft” in dem er aus gewinnsüchtigen Motiven betrügt, um sich zu Lasten anderer zu bereichern. Solches Verhalten hatte zu Zeiten des Alten Testaments immer Gericht Gottes zur Folge.

Auch Jakobus kündigt Gericht Gottes an, und man staunt über die aktuelle
Aussage vom vorenthaltenen Lohn. Das ist ja heute wieder üblich, dass z.B.
Subunternehmer Ausländer ausbeuterisch und brutal schuften lassen um dann das dafür enthaltene Entgelt nicht oder nur in Bruchteilen an die Arbeiter weiterzugeben, wobei man um Ausreden nicht verlegen ist und die Verantwortung reihum von einem auf den anderen geschoben wird.

Der Ruf der Betrogenen kommt dem Herrn Zebaoth zu Ohren, lesen wir. Und das Gericht wird nicht lange auf sich warten lassen.

Aber auch das ist kein Grund zu Schadenfreude. Zum einen muss das Gericht Gottes nicht spurlos an uns vorübergehen und zum anderen ist es unsere
Aufgabe vor dem Gericht Gottes zu warnen und uns selbst nicht in krumme
Geschäfte verwickeln zu lassen. Und damit haben wir genug zu tun!

Jörgen Bauer