Wenn wir aber von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, damit wir nicht samt der Welt verdammt werden.

1. Korinther 11, Vers 32

Richten kann in zweierlei Hinsicht verstanden werden:

Einmal im Sinne von Verurteilen und Bestrafen und einmal im Sinne von Zurechtbringen, etwas ausrichten, eine Richtung vorgeben usw.

In der Bibel steht viel von “richten” und “Gericht” geschrieben, wobei es sich
hier um Worte handelt, die ebenso wie das Wort “Sünde”, zu den Begriffen gehören, die gerne unterschlagen werden, um stattdessen von der Liebe
und Vergebung Gottes zu sprechen.

Es widerstrebt dem natürlichen Menschen zutiefst “gerichtet” oder “gezüchtigt” zu werden. Das verletzt unseren Stolz, unser Ehrgefühl,
das wird als “diskriminierend” empfunden. Das erinnert an kindliche Erlebnisse, wo man ohnmächtig und hilflos “erzieherische Maßnahmen” über sich ergehen lassen musste – die dazu noch “völlig zu Unrecht” erfolgt sind.

Ich denke, dass es total falsch ist, solche Erfahrungen auf unser Verhältnis
mit Gott zu übertragen. Leider ist es ja so, dass viele Menschen, das Bild,
das sie aufgrund persönlicher Erfahrungen, von ihrem Vater haben, 1:1 auf
Gott zu übertragen, womit sie total daneben liegen.

Gott nimmt uns als unser Schöpfer sehr ernst und achtet uns als Persönlichkeiten, denen ER nichts aufzwingt, im Gegensatz zu menschlichen
Eltern.

Aber wenn wir zu IHM gehören und ER uns liebt, dann möchte er aus uns etwas machen, zum Lob seiner Herrlichkeit, an der wir einmal selbst teilhaben sollen. So wie ein Lehrmeister möchte auch Gott etwas aus uns machen.

Und genauso wie ein Edelstein geschliffen werden muss, damit er in den herrlichsten Farben glänzen und funkeln kann, verfährt Gott auch mit uns,
wenn er uns “züchtigt”, wobei wir uns an dem etwas veralteten und mit bestimmten Vorstellungen belasteten Begriff, nicht stören sollten.

Auch alles Gericht Gottes, mit dem uns ein Denkzettel verpasst werden soll,
soll uns letztlich nützen. Und da denke ich an manche “Denkzettel” für die ich sehr dankbar bin, weil sie mir ganz entscheidend weitergeholfen haben. Es ist tatsächlich so: Wer nicht hören will muss fühlen, weil von Letzterem eine große “Überzeugungskraft” ausgeht.

Die andere Art des Gerichts, ist das vernichtende Strafgericht, das endgültige
Verdammungs-Urteil, nach dem nichts mehr geht. Auch davon spricht das Wort Gottes mit eindeutiger Klarheit. Solche Gerichte gab es schon bisher,
welche die Überlebenden als Warnung und als Ruf zur Umkehr verstehen sollten. Wer im Gerichtshandeln umkam, dem ist nicht mehr zu helfen.

Der heutige Vers sagt uns, dass es uns genau so erginge, wenn uns Gott
nicht zurechtbringen würde.

Manche Theologen versuchen, das endgülte und letzte jüngste Gericht im Sinne eines “Zurechtbringens” umzudeuten, wobei vor einer solchen Verharmlosung zu warnen ist.

Wenn es nach Gott ginge, dann wollte ER, dass alle Menschen in den Himmel finden. Aber dem steht entgegen, dass das nicht alle wollen, jedenfalls nicht unter den Voraussetzungen, die Gottes Willen und Weisheit hierzu bestimmt haben.

Aber noch ist Zeit der Gnade, noch ist Umkehr möglich.

Jörgen Bauer