Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich.

Matthäus 16, Vers 28

Dieses Wort Jesu, das von den Hörern und Lesern nur so verstanden werden
kann, dass einige von denen, die damals Jesu Worte hörten, bei seiner
Wiederkunft noch leben werden, gibt bis heute Rätsel auf.

Tatsächlich sind alle gestorben, und auch heute, nach 2000 Jahren, ist Jesus
noch nicht wiedergekommen. Sollte sich Jesus demnach geirrt haben?

Nach allem, was wir im Glauben wissen, ist Jesus durch und durch wahrhaftiges Wort Gottes und kann sich demnach nicht irren. Zudem hat ER diese Aussage mit einem “Wahrlich”, bestätigt, was dieser Aussage einen absoluten Akzent gibt.

Aber wie soll man diese Aussage dann verstehen?

Ich denke, dass wir uns um solche Fragen nicht herumdrücken dürfen, sondern nach einer Antwort suchen sollten. Und hier wurden schon viele
Antworten versucht.

Eine gute Erklärung scheint mir die zu sein, dass die Aussage Jesu “vom Tod nicht schmecken”, im übertragenen Sinne so gemeint ist, wie in Johannes 8, 51, wo Jesus sagt, dass, wer sein Wort hält, den Tod in Ewigkeit nicht sehen wird.

Aber wie ist das nun mit dem “kommen sehen des Menschensohnes in seinem Reich”? Es heißt, “kommen sehen in seinem Reich”. Was heißt hier “in”?

Hier wurde verschiedentlich die Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten
in Betracht gezogen, wo einige Zeugen der großen Taten Gottes wurden.
Vielleicht ist damit die gesamte Gemeinde gemeint, in der Christus und sein
Reich, im übertragenen Sinne, “sichtbar” werden.

Aber auch die Auferstehung Christi, nach der ER, in einer neuen Leiblichkeit,
von vielen seiner Jünger gesehen wurde, könnte in diesem Sinne interpretiert
werden.

Eine anderer Erklärungsversuch ist der, anzunehmen, dass Gott die Wiederkunft Christi verzögert, um noch möglichst vielen Menschen Gelegenheit zur Umkehr zu geben, weshalb ER noch nicht, mitsamt seinem
Reich, handfest sichtbar, gesehen werden konnte.

Dazu deutet Jesus an anderer Stelle selbst an, dass sich seine Wiederkunft lange hinauszögern kann um dann umso überraschender zu erfolgen. Jesus sagt zudem, dass allein der Vater den Tag seiner Wiederkunft kennt und Petrus schreibt von den Spöttern, die wegen des langen Ausbleibens Jesu und nachdem auch alle Väter entschlafen sind, auftreten werden (2. Petrus 3).

Wir müssen damit leben, dass es Aussagen in der Bibel gibt, die uns unverständlich bleiben. Das sollte aber nicht Anlass zum Zweifeln am Wort Gottes sein. Wir können davon ausgehen, dass auch den Schreibern des Neuen Testaments und denen, die den Kanon des Neuen Testaments zusammengestellt haben, solche “Widersprüche” aufgefallen sind, von diesen aber so stehen gelassen und nicht “korrigiert” wurden.

Denn es ist der Geist Gottes, der die Schreiber, auch des Neuen Testaments, inspiriert hat, und nur dieser Geist kann uns die Aussagen der Schrift vollmächtig erklären. Wir können Gott in solchen Fällen deshalb nur bitten,
dass er uns durch seinen Geist erkennen lässt, wie die Aussagen zu verstehen sind. Und wenn es Gott gefällt, kann ER hier überraschend Klarheit schenken.

Jörgen Bauer