Siehe, ich bin als Sünder geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.

Psalm 51, Vers 7

Heute wieder mal ein Vers, der geeignet ist, Unmut zu erregen. Die Worte
“Sünde” und “Sünder” wurden deshalb auch weitgehendst aus dem pfarramtlich-theologischen Vokabular gestrichen, und beide Begriffe hätten nach wie vor die größten Chancen zu den “Unwörtern des Jahres” erklärt
zu werden.

Es gibt viele wohlanständige Namenschristen, für die es ein großes Ärgernis wäre, ständig als “elende Sünder” abqualifiziert zu werden, “zumal es ihnen überhaupt nichts vorzuwerfen gibt”. Deshalb vermeidet man es auch, in
Gegenwart “frommer” (und manchmal vielleicht auch selbstgerechter?) Hörer, irgendeinen Bezug zur Sünde herzustellen.

Und ganz ehrlich: Ich habe das früher auch mal so gesehen, bis ich dahinter kam, dass die Aussage in Psalm 51,7 etwas sehr Tröstliches an sich hat, weshalb ich die Aussage in Psalm 51, 7 etwas zurechtrücken möchte.

Es gibt den geflügelten Ausspruch:

“Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert!”

So ist das auch mit dem “Sünder”. Wer sich als Sünder sieht, also als ein
unvollkommener Mensch, der, von Natur aus, niemals Gottes Ansprüchen
genügen kann, der ist frei. Denn er braucht sich und anderen nichts mehr vorzumachen.

Und das Schöne dabei: Auch wenn Gott die Sünde hasst, liebt ER trotzdem den Sünder, und je mehr dieser seine Unzulänglichkeiten erkennt und bekennt, um so mehr und besser kann Gott ihm helfen, ihn heil machen und am Ende in Herrlichkeit vollenden.

Wer sich hingegen nicht als Sünder sieht, versäumt das alles und wird am
Ende vor Gott nicht bestehen können. Denn die Sünde besteht darin, nicht
nach Gott zu fragen, sondern zu tun, was man selbst für richtig hält.

“Dass mich meine Mutter in Sünden empfangen hat”, bedeutet keinesfalls, dass Sexualität Sünde ist und die werdende Mutter hier “gesündigt” hat, wie das manchmal hingestellt wird.

“In Sünden empfangen” heißt, dass auch meine Mutter (und mein Vater) von Natur aus Sünder sind und das sich gegen Gott stellende Menschheitserbe in
sich tragen, weshalb auch die Kinder nicht besser als die Eltern sein können.

Nun soll aber der Blick von mir und der Sünde weg, auf Jesus Christus gerichtet werden, wie es Paulus tat, nachdem ihm seine Unzulänglichkeit bewusst wurde:

Zuerst:

Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?
Römer 7, 24

Und dann:

So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
Römer 8, 1.2

Wenn das keine frohmachende Perspektive ist?!

Jörgen Bauer