Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt; so sagen sie: Siehe, was ist dieser Mensch für ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder!

Matthäus 11, Vers 19

Der Vergleich Jesu mit einem Fresser und Weinsäufer lässt mich immer etwas
schmunzeln, weil daraus geschlossen werden kann, dass Jesus dem Essen
und Trinken nicht abgeneigt war und damit nicht dem Bild entspricht was
manche Menschen – auch Christen – von Jesus haben.

Im Gesamtzusammenhang in dem dieser Text steht, geht es aber nicht um gutes Essen und Trinken, sondern darum, dass die Leute immer etwas zu meckern haben.

Das war damals nicht anders als heute.

Bei Johannes dem Täufer mockierte man sich darüber, dass dieser nicht aß
und trank und bei Jesus erregte man sich darüber, dass er eben dieses tat, aß und trank und das zudem noch in “schlecher Gesellschaft”.

Hinsichtlich des Fastens sagte Jesus im Blick auf seine Jünger, dass die Hochzeitsgäste kein Grund haben Leid zu tragen, solange der Bräutigam bei
ihnen ist (Matthäus 9, 15). Solange Jesus bei uns ist, ist also Freudenzeit.

Ich denke, dass uns solche Aussagen zu einem vernünftigen Verhalten gegenüber den Annehmlichkeiten des Lebens verhelfen können.

Gutes Essen und Trinken sind Gaben Gottes, die wir dankbar annehmen dürfen und auf die wir nicht in klösterlicher Kasteiung verzichten müssen
(wobei die Mönche durchaus leiblichen Genüssen zugetan waren, wovon nicht
zuletzt diverse Klosterbrauereien zeugen.)

Wichtig ist nur, dass das nicht ausartet, nach dem Motto, “lasset und essen
und trinken, denn morgen sind wir tot”. Deshalb können auch Fastenzeiten
und Zeiten der Genügsamkeit, die zur Besinnung führen, sehr segensreich sein. Und von Jesus wissen wir, dass er gefastet hat.

Angesagt ist aber immer das gesunde Mittelmaß, was auch im Hinblick auf die
bevorstehenden Festtage von Interesse ist.

Ich stelle mir machmal vor, was wohl geschähe, wenn Jesus nochmals als Mensch auf diese Welt käme und nicht, wie erwartet, zuerst in die “frommen Kreise”, sondern stattdessen zu den Landstreichern, Obdachlosen, Strafgefangenen und “Bordsteinschwalben” käme und unsere kritischen Blicke mit den Worten: “Ich bin gekommen zu suchen und selig zu machen, was verloren ist,” parieren würde?

Aber so könnte ich mir Jesus vorstellen!

Auch das sollen wir bedenken und uns zum Vorbild und Anreiz nehmen, wenn wir von Jesus, als dem “Fresser und Weinsäufer”, lesen.

Jörgen Bauer