Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.

Psalm 127, Vers 2

Das ist eine Verheißung und Zusage Gottes, die mich immer wieder beeindruckt. Sie liegt auf der biblischen Linie, wonach wir das Sorgen Gott überlassen sollen, der, über allem Bitten und Verstehen, großzügiger und reichhaltiger gibt, als wir es je erwarten würden.

Gott gibt so, wie es für einen König angemessen ist. Etwas, was ich persönlich schon oft erfahren habe und wovon ich viel berichten könnte.

Der heutige Vers redet nicht davon, dass wir unbekümmert und fahrlässig in den Tag hineinleben und darauf warten sollen, dass sich alle Dinge von selbst erledigen. Gott möchte unsere Mitarbeit und unser Mitwirken, nicht nur, wenn es um das Reich Gottes geht, sondern auch, wenn es um die Einteilung der Tagesarbeit und die Lebensgestaltung geht.

Der heutige Vers will uns vor Übertreibungen bewahren. Es wird von “früh aufstehen” und “lange sitzen”, gesprochen. Wer früh aufsteht, um danach, sich im Kreise drehend, vergeblich nach Auswegen sucht, bekommt die Dinge nicht in den Griff. Allenfalls kann ihm dabei der Appetit abhanden kommen. Ich denke, jeder kennt derartige Situationen.

Die Bibel sagt uns hier etwas, was uns eigentlich schon der gesunde Menschenverstand sagen müsste: Bei krampfhaften Bemühungen kann nichts Vernünftiges herauskommen. Stattdessen wird auf die Treue und Hilfe Gottes verwiesen, der weiß, was uns fehlt, auch ohne dass wir das sagen, und der dann im Verborgenen wirkt und es seinen Freunden förmlich “im Schlaf” gibt, ohne dass sie dafür besondere Klimmzüge hätten machen müssen.

Wichtig ist allerdings, dass wir zu Gottes Freunden gehören. Im Alten Testament werden nur wenige als “Freunde Gottes” bezeichnet. Das kann vielleicht allenfalls Abraham von sich behaupten, von dem Jakobus schreibt, dass er ein Freund Gottes geheißen wurde. Von Mose heißt es, dass Gott mit ihm redete, wie mit einem Freund, was er weder davor noch danach mit einem Menschen tat.

Seit Jesus Christus ist das anders. Jesus sagt, “ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.” Das heißt ganz bestimmt nicht, dass wir uns Jesu Freundschaft durch Wohlverhalten erkaufen müssen, sondern dass wir “Gesinnungsfreunde” Jesu sein sollen. Also Leute, die mit ihm einig gehen, freiwillig und aus Überzeugung.

Das steht zwar so nicht im Neuen Testament, es würde aber auf neutestamentlicher Linie liegen, wenn Gott sagen würde, “die Freunde meines Sohnes sind auch meine Freunde”. Und ich glaube, dass Gott das so sieht. So ähnlich war das auch schon zu der Zeit, als der heutige Psalm geschrieben wurde.

Denn es heißt im heutigen Vers nicht, dass es Gott nur Abraham und Mose im Schlaf gab, sondern seinen Freunden gibt, und das können eigentlich nur die sein, die auf Gottes Wegen gehen und ihr Vertrauen in Gott setzen. Und das war schon immer so.

Hier klingt wieder die Bedeutung des Glaubens und des Segens an, der von diesem, auch schon in diesem Leben, ausgeht. So ermutigt uns auch der heutige Vers letztlich dazu, fest im Glauben zu bleiben und unser Vertrauen auf Gott, welches eine große Belohnung hat, wie der Hebräerbrief sagt, nicht wegzuwerfen. Und wie es aussieht, kann von dieser Belohnung bereits in dieser Welt etwas spürbar werden.

Und das Schöne an der Sache ist: Gott lädt nach wie vor alle Menschen dazu ein, seine Freunde zu werden, damit er es auch ihnen im Schlaf geben kann.

Jörgen Bauer