Was können die Weisen Weises lehren, wenn sie des HERRN Wort verwerfen?

Jeremia 8, Vers 9

Weisheit, was ist das eigentlich?

Weisheit ist mehr als nur Klugheit, Wissen und Erfahrung. Wenn man in Nachschlagwerken nach dem Begriff „Weisheit“ sucht,
wird man ganz unterschiedliche Antworten finden.

Zusammengefasst könnte man Weisheit als die Fähigkeit beschreiben, vorausschauend tiefere Zusammenhänge zu erkennen, die den Weisen dazu veranlassen, bestimmte Dinge
zu tun – oder zu unterlassen – die von nur klugen Menschen
als notwendig bzw. überflüssig angesehen werden.

Das Wort Gottes unterscheidet, was den tieferen Durchblick anbelangt, zwischen zwei Arten von Weisheit: Einmal die rein menschliche Weisheit der gereiften Menschen und Philosophen und dann die göttliche Weisheit, die noch tiefer und weiter
blickt, als das menschlicher Weisheit möglich ist. Diese
göttliche Weisheit wird dann auch als wirkliche Klugheit bezeichnet.

Die Weisheit nimmt in der Bibel breiten Raum ein. Da lesen wir, dass die Furcht des Herrn der Weisheit Anfang ist (Psalm 111,10) oder dass Gott den Erdkreis durch Weisheit bereitet hat (Jeremia 10,12). Dass Gott durch Weisheit schafft überrascht, da wir geneigt sind, beim Schaffen Gottes eher Allwissenheit und grenzenlose Möglichkeiten vorauszusetzen.

Im Buch der Sprüche wird die Weisheit als Person und Gottes Liebling dargestellt. Gott kann Weisheit schenken, und die Weisheit, die Gott dem Königs Salomo geschenkt hat, ist sprichwörtlich geworden.

Das Gegenstück von Weisheit ist nach biblischer Darstellung
die Torheit, oder auch Narrheit – die Gottlosen werden deshalb als Toren oder auch als Narren bezeichnet – wobei davor
gewarnt wird, sich weise zu dünken (Sprüche 3,7), und hier kommen wir zum eigentlichen Thema und zu den aktuellen Bezügen im Hinblick auf das Tagesgeschehen.

Manche Menschen sind von sich so eingenommen, dass sie meinen den vollen Durchblick zu haben. Sie dünken sich als so schlau und gebildet, dass sie meinen darüber urteilen zu können, ob es einen Gott gibt oder nicht, wobei sie dann zu dem Schluss kommen, dass es Gott nicht geben kann.

Die Glaubenden sind, nach ihrem Urteil, einem „Gotteswahn“ verfallen, der zudem gemeingefährlich werden kann. Diesen,
als „geistig Unterbelichtete“ wahrgenommenen Gläubigen,
stehen die „fortschrittlichen Kräfte“ gegenüber, „die alles tun müssen, damit ein, von den Glaubenden angestrebter Rückfall
ins Mittelalter, verhindert wird.“

Die Antwort Gottes über solcherart „fortschrittliche Kräfte“
lautet so: „Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer, und der
Herr spottet ihrer“ (Psalm 2, 4)oder, „die Toren sprechen in
ihren Herzen, es ist kein Gott“ (Psalm 14,1). Unglaube hat demnach weniger mit Fortschritt, dafür aber umso mehr mit bodenloser Dummheit zu tun.

Es ist im Übrigen nichts dagegen zu sagen, dass die
Wissenschaft nur das gelten lassen kann, was sich beweisen lässt. Das dient der eigenen Sicherheit. Das gleiche Prinzip
haben wir auch im Rechtsleben, wo man Ansprüche nur geltend machen kann, wenn sich diese eindeutig nachweisen lassen. Auch ein Angeklagter kann nur verurteilt werden, wenn seine Schuld zweifelsfrei feststeht. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass die Dinge tatsächlich auch ganz anders sein können.

Gott gehört zu den Dingen, die sich nicht in diesem Sinne beweisen lassen. Auf Gott kann nur indirekt, aufgrund
gründlichen Nachdenkens, persönlicher Erfahrung oder den Wundern der Schöpfung geschlossen werden.

Wer nur das grob sinnlich Mess- und Wahrnehmbare als die
letzte Realität ansieht und alles, was sich nicht direkt beobachten und beweisen lässt, als tatsächlich nicht
vorhanden betrachtet, muss hier Schiffbruch erleiden. Ob
eine solche Haltung der Ausdruck besonderer Intelligenz ist,
muss angesichts vieler Dinge, die unsichtbar aber doch vorhanden sind, tatsächlich bezweifelt werden.

So wird auch ein Ungläubiger glauben, dass er über Verstand verfügt, obwohl er diesen noch nie gesehen hat.

Die großen Forscher und Entdecker waren gläubige oder doch zumindest demütige Menschen, die über das nur Vordergründige hinaussahen.

So schrieb der große Astronom Johannes Kepler:

Ich habe die Herrlichkeit deiner Werke den Menschen kundgetan, soweit mein endlicher Geist deine Unendlichkeit zu fassen vermochte. Wo ich etwas gesagt habe, was deiner unwürdig
ist, oder wo ich der eigenen Ehre nachgetrachtet habe, da
vergib mir in Gnaden.

Und der Apostel Paulus schreibt:

Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken.
Römer 1, 20

Wir tun deshalb gut daran, bei den vielen Nachrichten und angeblich „neuen Erkenntnissen“, die täglich über uns hereinfluten, immer wieder an Hand der Schrift zu prüfen, ob
es Weise oder nur Narren sind, die uns lehren wollen.

Wir wollen Gott deshalb bitten uns stets die Fülle seines Geistes zu geben, damit wir zwischen beiden zu unterscheiden lernen.

Jörgen Bauer