Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist, Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!

2. Mose 20, Verse 4 und 5
(2. Gebot)

Herr, zeige uns den Vater und es genügt uns. Jesus spricht zu ihm: Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater?

Johannes 14, Verse 8 und 9

Wenn man nach den 10 Geboten fragt, erhält man regelmäßig eine Aufstellung, in der das ursprüngliche 2. Gebot – Text siehe oben – fehlt.

Diese 2. Gebot wurde dahingehend verstanden, dass wir uns
kein Bild von Gott machen sollen.

Aber ist das richtig oder geht es hier darum, dass wir uns
keine Götzenbilder machen sollen? Immerhin folgt das ursprüngliche 2. Gebot ganz dicht auf das 1. Gebot, wonach
wir, neben Gott, keine anderen Götter haben sollen.

Nach Jesu Worten sieht, wer IHN, Jesus, sieht, den Vater, also Gott selbst.

Damit habe sich Gott selbst offenbart und sichtbar gemacht,
so die Auslegung, weshalb das ursprüngliche 2. Gebot aufgehoben sei.

Um die ursprüngliche Zahl von 10 Geboten zu erhalten, wurden, zum Ausgleich, aus dem ursprünglichen 10. Gebot, zwei Gebote gemacht.

Auch wenn man kein “Griffelspitzer” oder “Wortklauber” ist,
der auf Begrifflichkeiten herumreitet, stellt sich die Frage, ob
man diesem theolgischen Kunstgriff, der eine menschliche Sichtweise ist, folgen kann.

Immerhin geht es bei den 10 Geboten um das originäre Wort Gottes, bei dem kein Verfallsdatum angegeben ist. Wenn es
im ursprünglichen 2. Gebot tatsächlich nur um den Gott der
Bibel geht, dann kann dieses frühestens dann aufgehoben
sein, wenn wir Gott einmal von Angesicht zu Angesicht sehen
und uns alle Geheimnisse offenbar sind, so dass wir keine
Fragen mehr haben.

Und dazu sagt Jesus selbst:

“Wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.” (Matthäus 5, 18)

Davon, dass das ursprüngliche 2. Gebot, durch seine Menschwerdung, nunmehr aufgehoben ist, hat Jesus also nichts gesagt.

Nach unserem Schriftverständnis ist Jesus Christus, als Sohn Gottes, die dem Menschen zugewandte Seite Gottes und
insoweit gleich wie Gott. Nach seinen eigenen Worten ist
Jesus eins mit dem Vater, aber nicht der Vater selbst, der für
uns unsichtbar und unvorstellbar bleibt.

Alle unsere Vorstellungen von Gott, der zudem ein trinitarischer Gott ist, müssen deshalb zwangsläufig immer total falsch sein.

Wer sich trotzdem ein Bild von Gott macht, kann sich damit
nur ein, den eigenen Vorstellungen entsprechendes Götzenbild schaffen.

Das gilt erst recht, wenn man sich ein sicht- und greifbares Bildnis erstellen und dieses dann anbeten würde. Vergleichbar
mit dem Goldenen Kalb. Das wäre dann Götzendienst in
Reinform.

Und eben darum geht es im ursprünglichen 2. Gebot.

Wenn es um den wahren und lebendigen Gott, als den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden geht, sind wir
allein auf den Mittler Jesus Christus, als den einzigen Weg
zum Vater, gewiesen.

Der Vater selbst bleibt für uns unsichtbar und unvorstellbar, so wie ER es auch schon zu Zeiten des Alten Testaments war, wo
es strenge Regeln hinsichtlich des Kontaktes mit dem heiligen
und unnahbaren Gott gab, der für die Menschen immer im
Dunkel des Allerheiligsten blieb.

Zu bedenken ist auch, dass der Begriff “Gott” sehr vieldeutig
und schillernd geworden ist. Deshalb sollte auch beim Beten erkennbar sein, dass wir nicht zu irgendeinem Gott, sondern
zum Vater Jesu Christi beten. Deshalb sollen wir auch im
Namen Jesu bitten und beten.

Insoweit ist das ursprüngliche 2. Gebot weiterhin gültig und möglicherweise hat man es sich mit der “Korrektur” des Dekalogs zu einfach gemacht.

Jörgen Bauer