Paulus aber hielt es nicht für richtig, jemanden mitzunehmen, der sie in Pamphylien verlassen hatte und nicht mit ihnen ans Werk gegangen war.
Und sie kamen scharf aneinander, so dass sie sich trennten. Barnabas nahm Markus mit sich und fuhr nach Zypern. Paulus aber wählte Silas und zog fort, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen.

Apostelgeschichte 15, Verse 38 bis 40

Das Gute an der Bibel ist, dass nichts beschönigt wird. Die heutigen Verse, berichten davon, dass sich zwei Christen
ganz erheblich in die Wolle gerieten und zwar so heftig, dass
sich ihre Wege trennten.

Und das “Schlimme”: Es waren keine “gewöhnlichen Christen”,
die sich hier kräftig stritten, sondern zwei aus der Führungsebene, nämlich Paulus und Barnabas, die bis dahin gemeinsam missioniert hatten.

Es ging um die “Anstellung” des Markus als zusätzlichen Begleiter für die beabsichtigte zweite Missionsreise. Barnabas war dafür, Paulus strikt dagegen, weil er Markus nicht vertraute. Und weil jeder auf seinem Standpunkt beharrte, trennten sich die Wege von Paulus und Barnabas, die bis dahin gemeinsam missioniert hatten.

Dass sich Paulus in Sachen Markus irrte – Markus mauserte
sich zu einem sehr brauchbaren Jünger, wir verdanken ihm letztlich das Markusevangelium – soll hier nicht näher beleuchtet werden.

Die Frage ist, dürfen sich Christen so dickköpfig streiten, oder müssten sie nicht vielmehr unter allen Umständen auf “Harmonie” bedacht sein? Das unter der Prämisse der “christlichen Nächstenliebe” und des “einander Annehmens”?

In der Apostelgeschichte wird der Streit zwischen Paulus und Barnabas jedenfalls in keiner Weise kritisiert oder gar verurteilt, sondern wie “selbstverständlich” hingenommen.

Für uns bedeutet dies, dass es im Glauben und im christlichen Miteinander nicht um (eine letzlich geheuchelte) “Harmonie” gehen kann, sondern um klare Standpunkte, die dazu führen können, dass man unterschiedliche Wege geht.

“Christlich” ist es allerdings, andere Standpunkte zu akzeptieren und auch dann in geschwisterlicher Liebe verbunden zu bleiben, wenn man in der Sache gegensätzlicher Meinung ist.

Der Vers 40 schließt dann auch damit, “dass sie von den
Brüdern der Gnade Gottes anbefohlen wurden”, was sich sicherlich auf beide Teams bezog.

Man wird allerdings sehen müssen, dass es bei dem Streit um keine Glaubensfrage, sondern um eine organisatorische Frage ging.

Aber auch bei Glaubensfragen kann es dazu kommen, dass sich Wege trennen. Das ist manchmal unausbleiblich, wenn es um grundsätzliche Dinge geht. Und da ist eine ehrliche Trennung,
bei der es bei gegenseitiger Wertschätzung verbleibt, besser,
als eine vorgetäuschte und damit kranke “Harmonie”, die mehr Unsegen als Segen bewirkt.

Hier wird man aber keine Regeln aufstellen können, da es
immer auf die einzelne Situation ankommt, bei der sich die Beteiligten vom Geist Gottes den zu gehenden Weg zeigen
lassen müssen. Und da kann der Geist Gottes
Menschen unterschiedlich führen.

Für uns ist es wichtig zu erkennen, “dass es auch in den
besten Familien zu Streitigkeiten kommt”, Christen selbstverständlich eingeschlossen und dass ein handfester
Streit keine Katastrophe ist, sondern auch wie ein reinigendes Gewitter sein kann.

Jörgen Bauer