Jesus spricht:

“Darum sollt auch ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.”

Matthäus 5, Vers 48

Wenn wir in einer Konkordanz nach den Stichworten
“vollkommen” und Vollkommenheit” suchen, stoßen wir auf eine größere Anzahl von Bibelstellen, in denen es um vollkommen und Vollkommenheit geht, was als zu erstrebendes Ziel und Merkmal eines Christen herausgestellt wird.

Aber was ist Vollkommen? Ist Vollkommen mit Perfekt gleichzusetzten?

Es gibt viele Menschen, die ihren Ehrgeiz darin sehen, perfekt
zu sein. Für sie sind “perfekt” und “vollkommen”, zwei Seiten
einer Medaille. Der nach Perfektion strebende Mensch – eine Eigenschaft, die man den Deutschen als “deutsche Gründlichkeit” nachsagt – ist davon beseelt, das alles, was er tut, absolut korrekt, vollendet und mustergültig ist.

Diesen Perfektionismus findet man in allen Lebensbereichen.
So bei sportlichen Leistungen, äußerer Schönheit, modischer Kleidung, dem stets renovierten Eigenheim, nebst stets
gemähten Rasen und stets gekehrtem Gehweg, Konsumgütern
auf dem jeweils neuesten Stand der Technik usw.

Der Gedanke, dass irgendwo noch ein Staubkörnchen liegen könnte, ein Sache nicht exakt an ihrem vorgesehen Platz ist,
eine Sache, anstelle mit einer 1 plus, nur mit einer 1,5 bewertet werden könnte, man nicht schön genug ist usw. usf., bereitet dem Perfektionisten quälende Unruhe und Unbehagen.

Schlimm ist es, wenn solche Einstellungen in das Glaubensleben übernommen werden. Etwa deshalb weil Jesus sagt, dass wir
so, wie unser himmlischer Vater, vollkommen sein sollen. Davon, dass wir auch gottgleich werden sollen, hat Jesus allerdings nichts gesagt.

Der nach Perfektion strebende Mensch widerstrebt Gott und
ist damit gerade nicht vollkommen, weil er sich, sein Tun und seinen Lebensbereich absolut setzt, anstatt Gott die Ehre zu geben und auf Seine Durchhilfe zu vertrauen.

Heißt das nun, alles lässig schleifen zu lassen? Genau, das
heißt es nicht! Leider können manche nur in Extremen denken
und kein gesundes Maß akzeptieren, das sie abschätzig als “Mittelmaß” und “mittelmäßig” bezeichnen.

Einem Christen steht es gut an, gute und saubere Arbeit zu leisten und in allen Dingen treu seine Aufgaben zu erfüllen und auch von seiner Erscheinung her nicht unangenehm aufzufallen.

Der Christ erkennt aber, dass es auf ganz andere Dinge ankommt. Deshalb kann er sich Pausen gönnen, kann Sachen aufschieben, und es beunruhigt ihn nicht, wenn nicht alles mustergültig ist, insbesondere dort, wo es nicht darauf ankommt.

Das kann der Christ, weil er die Maßstäbe richtig setzt.
An erster Stelle kommt die Verbindung zu Gott bzw. Jesus Christus. Wir bitten IHN um Seinem Segen und um Geistesgaben,
wie Liebe, Freundlichkeit, Geduld, Güte usw., damit alle Dinge
den Platz bekommen, der ihnen tatsächlich zusteht.

Das ist die Vollkommenheit, die es zu erreichen gilt, die
vor abstoßender Pedanterie und Suchtverhalten bewahrt.

Alles andere trennt von Gott und führt zum Unfrieden.

Jörgen Bauer