Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit
Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen
zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens…
Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf
gegen die Sünde.

Hebräer 12, Verse 1, Teil von Vers 2 und 4

Mit dem Evangelium ist es (fast so) wie mit dem wirklichen
Leben:

Wir haben Frieden mit Gott und dürfen uns an der uns zugewandten Gnade und Liebe und an Seinen Wohltaten erfreuen. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist die,
dass uns auch der Kampf, in diesem Fall gegen die Sünde, verordnet ist.

Nach stehender biblischer Aussage geht es ums Überwinden, ohne das niemand in das Reich Gottes gelangt.

Vergebung, und damit Frieden mit Gott, und gleichzeitig dann doch wieder Kampf, wie verträgt sich das?

Nun hören sich solche Aussagen manchmal etwas theoretisch
an, und als wir letztens im Hauskreis über Hebräer 12 sprachen, fragte ich einen Bruder, ob er die Aussage der obigen Verse einmal an einem konkreten Beispiel festmachen könne, ohne
dabei mit irgendwelchen Bibelversen zu antworten.

Nach einiger Zeit des Überlegens erklärte er, dass wir auf
Jesus und das was er tat, aufsehen sollen. Jesus ging zu
den Menschen und nahm sich derer Nöte und Probleme an.

Der Bruder gestand dann ein, schon lange die Absicht zu
haben, einen kranken Mitbruder zu besuchen, was er aber
immer wieder hinausschiebe, weil ihm ständig etwas dazwischen käme. Das belaste ihn, weil sein Unvermögen, den Mitbruder zu besuchen, Sünde sei.

Ich fand diese Antwort sehr gut und zutreffend. Denn tatsächlich hätte er, insbesondere als Ruheständler, seine Prioritäten auch anders setzen und dem Mitbruder den Vorrang geben können. Wobei das nur ein Beispiel ist, denn es gibt genügend andere Bereiche, wo wir als Christen etwas tun oder sagen müssten.

Das erinnerte mich an unseren alten Pfarrer aus DDR Zeiten,
der hier zu sagen pflegte, “dass man den inneren Schweinehund überwinden müsse.”

Im Christenleben kann es also nicht nur darum gehen, Falsches beim Namen zu nennen, dem Zeitgeist zu widerstehen und
dem Wort Gottes zu glauben, sondern ganz konkret und
zuerst vor der eigenen Türe zu kehren, und das ist mir hier
aufs Neue bewusst geworden.

Wenn wir hier immer wieder versagen, müssen wir aber nicht verzagen, weil uns Jesus hier beisteht. Jesus hilft uns Fehler
und Versäumnisse zu erkennen und zu korrigieren. Wenn wir
unser Versagen eingestehen, uns vergeben lassen und uns
zeigen lassen, wie wir am besten vorgehen und danach tun, liegen wir richtig.

Aber wir müssen eben auch was tun. Und das nicht gezwungen, sondern aus innerer Überzeugung.

Man denke an Jesu Gleichnis von den Schafen und den Böcken, wo Menschen nach ihrem Tun und Lassen gerichtet werden.

Man denke an die sieben Sendschreiben in der Offenbarung,
in welcher der auferstandene Herr Jesus Christus zum Teil
harte Kritik übt, ohne die Gemeinden deshalb fallen zu lassen. Aber ER weist darauf hin, dass Lauheit und Bequemlichkeit
nicht folgenlos bleiben.

Was uns stärkt ist die Wolke von Glaubenszeugen, die uns unsichtbar umgibt. Wir Christen, die wir heute leben, sind die sichtbare Spitze einer langen Reihe von Gotteskindern, die
seit Anbeginn der Welt, vor uns gelebt haben, deren
Wirken wir fortsetzen und zu denen wir deshalb gehören und
sie zu uns.

Wenn wir auf diese Glaubenszeugen blicken, erkennen wir,
dass auch diese unvollkommene Sünder waren, aber trotzdem
das Ziel erreicht haben.

Das soll uns dazu ermutigen, den Kampf der uns verordnet ist,
im Aufblick auf Jesus, immer wieder neu an- und aufzunehmen.

Das wollen wir am Anfang der neuen Arbeitswoche bedenken.

Jörgen Bauer