Als Judas, der ihn verraten hatte, sah, dass er (Jesus) zum Tode verurteilt war, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück und sprach: Ich habe Unrecht getan, dass ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht uns das an? Da sieh du zu!

Matthäus 27, Verse 3 und 4

Die Geschichte von Judas, mit der ich mich dieser Tage
befasste, kam mir auf einmal seltsam bekannt vor.

Habe ich vielleicht auch schon mal etwas angeregt,
vielleicht auf Drängen meiner Umgebung, worauf der Schuss
voll nach hinten ging, weil diejenigen, die vorher an der Sache interessiert waren, von dieser plötzlich nichts mehr wissen wollten, sofern sie sich überhaupt noch an diese erinnern konnten?

So ähnlich dürfte es auch dem Judas ergangen sein, der mit Jesus unzufrieden war und ihn deshalb “ein bisschen in Druck bringen” bzw. “einen kleinen Denkzettel” verpassen lassen
wollte.

Wie das in solchen Fällen vorkommt, können sich derartige
Dinge verselbständigen und eine Eigendynamik entwickeln,
die vom Verursacher nicht beabsichtigt war und von diesem
nicht mehr in den Griff zu bekommen ist. Es ist wie mit einer Lawine, die man fahrlässig oder auch vorsätzlich ins
Rollen gebracht hat.

Alles Bereuen hilft dann nicht mehr.

Die Hohenpriester und Ältesten zeigen das in solchen Fällen
bis heute typische Verhalten: “Was geht uns das an, das ist
dein Problem, siehe zu, wie du damit fertig wirst”.

Genau so funktioniert jede Falle und auch jede satanische Verführung.

Da wird jemand zum Ehebruch verführt und handelt sich
dabei Aids ein, oder jemand zu einer Mogelei, die aufkommt, wonach das dicke Ende nachkommt. Anfänglich schien das angenehm und unbedenklich, und dann steht der Täter
urplötzlich ganz allein im Regen.

Am Besten ist es deshalb immer den geraden Weg zu gehen
und mit offenen Karten zu spielen. Und für den, der gefehlt
hat, ist bei Jesus Vergebung zu erlangen. ER ist der einzige,
der wirklich helfen kann. ER kann uns zwar die Folgen einer
unguten Tat tragen lassen, aber ER hilft beim Tragen und
vergibt.

Judas bereute und bekannte seine Schuld, aber er fand den
Weg zurück zu Jesus nicht mehr. Er hielt seine Sünde für so schlimm, dass es dafür keine Vergebung geben konnte.
Damit sprach er sich selbst das Urteil und endete im
Selbstmord. Aber seine Einsicht und auch seine “Selbstbestrafung” lassen ihn vor Gott nicht gerecht
werden.

Und so wurde Judas, den man eigentlich zutiefst bedauern
muss, zum Inbegriff des gemeinen und hinterhältigen
Verräters.

Wir müssen uns allerdings davor hüten uns besser, als Judas,
zu dünken. Selbst die Jünger erschraken als ihnen Jesus sagte, dass unter ihnen ein Verräter ist. Jeder hielt es für möglich
selbst zum Verräter zu werden.

Jeder von uns kann zum Verräter und noch Schlimmeren
werden. Deshalb können wir Gott nur um Bewahrung und
darum bitten, dass wir den Mut zur Umkehr und Hinwendung
zu Jesus geschenkt bekommen, wenn wir einen Fehltritt getan haben.

Jörgen Bauer