Mit welchem Maß ihr messt, wird man euch wieder messen.

Markus 4, Vers 24

Sieht man den Textzusammenhang, in dem dieser Spruch steht
steht, dann geht es hier um die Weitergabe des Evangeliums.
Wer dies großzügig austeilt, wird davon selbst den größten Nutzen haben. Wer aus Trägheit knapp und sparsam damit umgeht, wird am Ende Nichts haben.

Das liegt auf der Linie des Jesuwortes, wonach dem der hat, gegeben wird und dem der nichts hat, auch noch das
genommen wird, was er hat. Zu denken ist auch an das
Gleichnis mit den Pfunden, wo der unnütze Knecht
leer ausgeht und dazu noch in die Finsternis geworfen wird.

Ich denke aber, dass der heutige Vers noch universeller ist
und sich auch auf die Maßstäbe bezieht, die wir im Umgang
mit anderen anzuwenden pflegen. Wenn wir hier ehrlich sind, müssen wir uns eingestehen, dass wir nur allzuoft, offen
oder insgeheim, Urteile abgeben, denen unsere persönlichen Maßstäbe zugrunde liegen.

Wie schnell wird, zum Beispiel im Straßenverkehr, das Prädikat “Vollidiot” verliehen, wenn es knapp an einem Crash vorbeiging. Auch sonst sind wir “sehr großzügig”, wenn es darum geht,
für uns unverständliches Verhalten zu “beurteilen” oder gar
zu “verurteilen”.

Dabei vergessen wir, dass wir uns damit selbst das Urteil sprechen, weil wir genau das, was wir verurteilen, selbst tun
oder schon mal getan haben. Jesus hat das schon ganz richtig gesehen, als er vom Splitter im Auge des Bruders sprach, für den wir einen besonders scharfen Blick haben.

Was auch zum heutigen Vers gehört ist die Frage nach unserer Großzügigkeit. Legen wir knappe Maßstäbe an, wenn es um Hilfsbereitschaft, Anerkennung oder Zuwendungen geht, oder erweisen wir uns als freigiebig?

Es scheint hier zudem eine verborgene Gesetzmäßigkeit zu
geben, wonach des Gute, das wir tun, auf uns selbst zurückfällt und umgekehrt. Es ist so, wie Jesus sagt, dass wir dem
gleichen Maß gemessen werden, dass wir selbst an andere anlegen.

Und das sollte zu denken geben.

Allem hier Gesagten ist gemeinsam, dass es immer um die Weitergabe von Dingen geht, die wir zuvor von Gott erhalten haben. Sei es das Wort Gottes, seien es Fähigkeiten und
Talente oder Geld und Gut. Und auch der Mitmensch, über
den wir gerne urteilen, sollte als eine Gabe Gottes gesehen
und so behandelt werden.

Jörgen Bauer