Darum erinnere sie und ermahne sie inständig vor Gott, dass
sie nicht um Worte streiten, was zu nichts nütze ist, als die zu verwirren, die zuhören.

Aber die törichten und unnützen Fragen weise zurück; denn
du weißt, dass sie nur Streit erzeugen.

2. Timotheus 2, Verse 14 und 23

Unser Wissen ist Stückwerk und unser Erkennen ist Stückwerk, schreibt der Apostel Paulus an die Korinther, und wenn dieser
Satz beherzigt worden wäre, hätte mancher Streit und manche blutige Auseinandersetzung vermieden werden können.

Das heißt nicht, dass es keine unumstößliche Wahrheit des Evangeliums gibt. Die gibt es sehr wohl, und die ist kurz und bündig im Apostolischen wie auch im Nicänischen Glaubensbekenntnis festgehalten.

Wenn wir uns an diese Grundlinie halten, und einfältig dem Zeugnis der Schrift glauben und dieses auf uns wirken lassen, in dem wir stille werden und auf das hören was gesagt wird, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

Aber wenn das nur immer so einfach wäre.

Da gibt es die durchaus ernsthaften und gutwilligen Glaubensgeschwister, die es richtig machen wollen und dabei
aus dem Wort Gottes eine Art Gesetzbuch machen und dann,
z.B. im Blick auf den reichen Jüngling fragen, ob sie all ihr Hab und Gut an die Armen verteilen müssen, um selig zu werden.

Tatsächlich geht es darum, dass der reiche Jüngling unter
der Knechtschaft des Götzen Mammon stand, von dem er frei werden sollte und nicht um eine generelle sozialistische Umverteilung. Jesus, die Jünger und die späteren Gemeinden lebten grade auch von Leuten, wie der reichen Purpurhändlerin Lydia, die deshalb helfen konnte, weil sie vermögend war und nichts umverteilt hat.

Sich an irgendwelchen Begrifflichkeiten oder an einer, in einem bestimmten Zusammenhang gemachten Aussage festzuklammern, ohne diese im Gesamtkonsens zu sehen, ist weit verbreitet
und der Grund für endlose Diskussionen und die vielen Sondergemeinschaften und Sekten.

Andere fragen z.B. welche Forderungen der Herr Jesus an uns stellt, die es zu erfüllen gälte. Das ist ein völlig unchristliches Leistungsdenken, auch wenn es sich sehr fromm anhört.
“Nichts hab ich zu bringen, alles Herr bis du!” schreibt der Liederdichter oder “Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, damit will ich vor Gott besteh’n, wenn ich werd’ zum Himmel eingehn'”…das gilt und nicht meine “frommen Leistungen”.

Wir werden aus Gnade gerettet, weil wir geliebt sind.
Das Einzige was wir tun sollen ist, von dieser Liebe in Wort und Tat weiter zu geben. Und Jesus wünscht sich, dass wir, freiwillig, allein aus Liebe zu IHM, rechtschaffende Früchte des Glaubens bringen. Und wo Liebe ist, da gibt es weder Zwang noch Pflichterfüllung. Christus hat uns zur Freiheit befreit und nicht dazu neuerlich zu Knechten zu werden.

Andere wieder sind hauptsächlich damit befasst, sich über
die sündige Welt zu echauffieren, um Sünde, Unreinheit, Unzucht, Sittenlosigkeit usw. anzuprangern, sich von “solchen Leuten entschieden zu distanzieren” und alle diejenigen, die diese distanzierte Haltung nicht teilen, der Irrlehre oder der Kumpanei mit der “Hure Babylon” zu verdächtigen.

Richtig ist, dass auch vom Gerichtsernst Gottes gesprochen werden muss, aber um so mehr von der Gnade, mit dem uns
Gott aus dem Gericht retten will. Deshalb sollte unsere Liebe gerade den Verlorenen gelten. Es sollte uns Unruhe
machen, dass so viele auf Abwegen sind.

Wenn Jesus heute nochmal als Mensch auf die Welt käme,
würde ER die retten wollen, die im Sündendreck stecken,
denn die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, wie Jesus sagt. Das sollte uns ein Anreiz sein, auch wenn die Pharisäer bis
heute nicht ausgestorben sind.

Wir wollen Gott bitten, dass ER uns mit seinem Geist der Freiheit und Erkenntnis erfüllt, damit wir Wichtiges vom Nebensächlichen unterscheiden können.

Jörgen Bauer