Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.

Lukas 18, Verse 11 und 12

Es geht hier um das bekannte Gleichnis Jesu, wo ein Pharisäer und ein Zöllner im Tempel auf unterschiedliche Weise beten, wobei dem reuigen Zöllner Vergebung zuteil wird.

Wie ist das nun mit dem Pharisäer?

Ist es Unrecht, wenn er Gott dafür dankt, nicht so zu sein,
wie die anderen, die nicht so fromm sind wie er?

Dürfen wir Gott für so etwas danken?

Ich denke es kommt darauf an, wie wir die Schwerpunkte
setzen.

So können wir Gott ohne weiteres danken, wenn er uns davor bewahrt hat, schwere Sünden zu begehen oder gar zu Straftätern zu werden. Wir dürfen deshalb dankbar sein, wenn
wir besser dran sind, als diejenigen, die hier zu Fall gekommen sind und an ihrem Schicksal zu tragen haben.

Ebenso dürfen wir auch dafür danken, dass wir zum Glauben gefunden haben.

Aus dieser Sicht wäre die Aussage, Herr, ich danke dir, dass
es mir nicht so ergeht, wie diesem oder jenem, akzeptabel,
was allerdings zum Nachdenken darüber führen sollte, was
ich dazu beitragen kann, dass dem anderen geholfen wird.
Hier darf sich kein Gefühl der Überlegenheit gegenüber
anderen, nicht so Glücklichen, einschleichen.

Was beim Pharisäer beanstandet wird und ihn damit vor Gott nicht rechtfertigt, ist seine Selbstgefälligkeit, mit der er sich
vor Gott selbst rechtfertigt, in dem er seine persönlichen Leistungen aufzählt.

Der Pharisäer sieht seine Frömmigkeit als seine persönliche Leistung an, von der er glaubt, das ihn Gott dafür belohnen müsste.

Eben das ist der fundamentale Irrtum aller Religionen, von dem uns Jesus gründlich heilen will.

Die Gleichung:

“Persönliche Leistung = Verdienst, Anerkennung und Erfolg”,
wie sie unserem natürlichen Denken entspricht und uns von
der Welt her bekannt ist – auch wenn in der Welt leider nicht immer danach verfahren wird – gilt nicht, wenn es um unsere Beziehung zu Gott geht.

Hier gilt, dass wir nichts bringen können, weil wir selbst nichts haben, was wir nicht zuvor von Gott geschenkt bekommen hätten. Gott ist immer und in absolut allen Dingen, der Schenkende und Gebende.

An uns liegt es, die geschenkten und anvertrauten Gaben
und Güter so einzusetzen, dass sie Gott zur Ehre gereichen
und um Vergebung zu bitten, wenn wir das nicht getan haben.

Das ist es, was wir uns, auch als Christen, immer wieder ins Stammbuch schreiben sollten.

Jörgen Bauer