Einer teilt reichlich aus und hat immer mehr; ein anderer kargt, wo er nicht soll und wird doch immer ärmer.

Sprüche 11, Vers 24

Das ist eine seltsame Wahrheit, die jeder Logik widerspricht,
aber sich merkwürdigerweise als zutreffend bestätigt. Eigentlich ist es logisch und auch richtig, das Seine zusammenzuhalten, wenn man zu etwas kommen will.

Darauf sollen sich die Deutschen – und hier wieder besonders
die Schwaben – mit ihrer Neigung “spare in der Zeit, dann hast
du in der Not”, besonders gut verstehen, wenngleich das
derzeit kein so erfolgreiches Konzept mehr zu sein scheint.

Das Wort Gottes sagt absolut nichts gegen ein verantwortliches Wirtschaften, zu dem auch Sparen und Vorsorge gehören.
Das sind gute christliche Tugenden, wenn es darum geht
anderen nicht zur Last zu fallen. Und es ist auch nicht unchristlich, die von Gott geschenkten Gaben und Güter zu nutzen.

Niemand muss in Sack und Asche gehen und entsagungsvoll “auf Armut machen”. Armut ist zwar keine Schande – Reichtum aber auch nicht!

Aber es gibt zu allem Guten auch das satanische Zerrbild, und das ist in diesem Fall der Geiz. Sparsamkeit kann zum sinnlosen Knausern werden, bei dem man weder sich noch anderen etwas gönnt. Der Blick ist dann nur noch auf den steigenden Stand des Bankkontos fixiert.

Ein solcher Mensch war auch der Milliardär John D. Rockefeller, der sich am Ende krank und elend fühlte, und dem es erst wieder gut ging, und der erst wieder auflebte, als er Teile seines Vermögens in wohltätige Stiftungen überführte. Er erkannte, dass es letztlich absolut sinnlos ist, Vermögen anzuhäufen, das im Übrigen von heute auf morgen nichts mehr wert sein kann!

Geiz kann zur Sucht werden. Und ein Suchtverhalten ist Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung.
Das Wort “Gewinnsucht” sagt etwas Zutreffendes aus.
Und diese Krankheitsform ist weit verbreitet, wenn man von Gewinnmaximierung, als Selbstzweck, hört, wozu dann betrogen, unterdrückt und über Leichen gegangen wird. Geldgier ist eine Wurzel allen Übels, wie die Schrift sagt.

Die Geizigen werden in der Schrift in einem Atemzug mit den Unzüchtigen, Räubern und Götzendienern genannt, mit denen
es keine geschwisterliche, christliche Gemeinschaft geben
kann.

Geiz ist aber kein Privileg der Reichen und Superreichen.
Geiz und Geldgier sind in allen sozialen Schichten anzutreffen. Ebenso wie die Großzügigkeit, die in allen Schichten anzutreffen ist, weshalb der heutige Vers uns allen den Spiegel vorhält. Wie verwalten wir das uns von Gott anvertrautem Gut, das uns,
für die Zeit unseres irdischen Daseins, leihweise zur Verfügung gestellt ist?

Gehen wir damit verantwortlich um oder wird es uns zum Götzen?

Der heutige Vers bezeugt, dass auf dem Geben ein Segen liegt. Gott lässt sich nichts schenken, sondern ER gibt mit Zinsen zurück. Erfahrbar wird das, wenn man sich darauf einlässt.

Jörgen Bauer