Alle aber miteinander haltet fest an der Demut; Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.

1. Petrus 5, Verse 5 und 6

Bei vielen hat das Wort “Demut” einen negativen Beiklang. Dies, weil unter “Demut” oftmals “Unterwürfigkeit”, “Selbstaufgabe”, “Gehorsam”, und was so mehr in diese Richtung geht, verstanden wird, und das ist etwas, was dem natürlichen Menschen, der “etwas sein und darstellen” möchte, zutiefst
widerstrebt.

Das alles ist Demut, in der das Wort “Mut” steckt, aber nicht! Demut setzt sich zusammen aus den altdeutschen Worten “dio” (Knecht, Diener) und
“muot” (Gesinnung) und bezeichnet die “Gesinnung eines Dienenden” oder den “Mut zum Dienen”.

Es geht an der Sache vorbei, wenn man Demut mit den jetzt negativ besetzten Worten “demütigen” (niedermachen) oder “Knecht” (einer der “geknechtet” wird) in Verbindung bringt.

Als Knechte werden in den Bibel auch die Minister und Oberen eines Königs bezeichnet. Der Knecht ist demnach ein im Dienst Stehender. Ebenso ist es mit dem “Diener”. Der Preußenkönig Friedrich II konnte sich deshalb als der erste Diener seines Staates bezeichnen. Zu dienen und damit ein Diener
zu sein, ist absolut nichts Ehrenrühriges. Ganz im Gegenteil.

Aber selbst dann behält “Diener” und “dienen” für viele, die doch lieber “Herren einer Sache” oder “König Kunde” sein wollen, einen negativen Beigeschmack. Aber das eine schließt das andere nicht aus.

Martin Luther schrieb dazu:

„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ (Denn er ist von Christus frei gemacht und dient deshalb freiwillig und aus Überzeugung.)

Demut wurde im Alten Testament sehr hoch eingeschätzt und wird mit Weisheit in Verbindung gebracht. Der Lohn der Demut
ist Reichtum und Ehre und Leben (Sprüche 22, 4).

Ein chinesisches Sprichwort sagt:

“So, wie das Wasser die Höhe meidet und in die Tiefe fließt,
bleibt auch die Weisheit nur bei den Demütigen”.

Mose wird als ein sehr demütiger Mensch beschrieben, und
Jesus sagt von sich, dass er von Herzen demütig ist, und Jesus hat nie die eigene Ehre gesucht, sondern war gehorsam bis
ans Kreuz und hat uns damit gedient. Gott selbst hat IHN
deshalb erhöht und IHM alle Macht im Himmel und auf Erden
und das Weltgericht übergeben.

Der Demütige, sieht sich, im Gegensatz zum Hochmütigen, nicht im Vordergrund, sondern hat einen klaren und sachlichen Blick
für die Wirklichkeit, erkennt Grenzen und das, was wirklich zählt.

Während der unsachliche, ichbezogene Mensch zwangsläufig
in die Irre gehen muss, weil er auf Vergängliches setzt und
sich dabei überschätzt, ist das beim Demütgen, der sich unter
die Hand des Ewigen beugt, gerade andersherum.

Das liegt auf der Linie der Bibel, wonach man beim Säen auf das Fleisch das Verderben erntet, während das Säen auf den Geist, ewiges Leben bringt
(Galater 6, Vers 8).

Deshalb tun wir uns selbst den größten Dienst, wenn wir unser ICH zurücknehmen und zum Dienst bereit sind. Und wenn unser Herr Jesus Christus zum vorbehaltlosen Dienen bereit war,
können auch wir uns zum Dienst bequemen.

Jörgen Bauer