In Ephraim ist allenthalben Lüge wider mich und im Hause Israel falscher Gottesdienst.
Wie Kanaans Händler hat Ephraim eine falsche Wage in der Hand und betrügt gern.

Hosea 12, Verse 1 und 8

Wenn man anstelle von Ephraim und Israel, Deutschland, Europa oder das “christliche Abendland” einsetzt, hören sich diese Verse sehr zeitgemäß an.

Wir hören doch jeden Tag davon, wie allenthalben gelogen und betrogen wird, wie das Evangelium passend hinggeboren und
ein passendes Gottesbild zurechtbastelt wird, und wir erfahren, dass es mit allem immer noch schlimmer, statt besser, wird.

Wir erkennen daran, dass die Welt – einschließlich des Volkes Gottes – noch nie besser war und sich alles wiederholt.

In den USA wurden bekannte Prominente einmal gefragt,
was, ihrer Meinung nach, geschähe, wenn einmal 24 Stunden
lang, nicht gelogen würde.

Alle Befragten meinten, dass dies eine Katastrophe,
vergleichbar, mit einem schweren Erdbeben, wäre.

Das soll uns aber nicht dazu verleiten, das Lügen zu
verharmlosen, sondern zu Einsichten und Erkenntnissen
verhelfen, die sich aus dem gesamten Buch Hosea ergeben.
Denn das Gesagte gillt auch für uns, als die von Gott
Geheiligten.

Da ist zunächst die Erkenntnis, dass Israel Gottes auserwähltes Volk ist und bleibt, denn keinem anderen Volk hat Gott ständig Propheten gesandt, die auf die Missstände hingewiesen haben, was damals, wie heute, überhaupt nicht gerne gehört wurde, sondern den Propheten jede Menge Ärger und Verfolgung
einbrachte – und das wäre heute kein bisschen anders.

Die nächste Erkenntnis: Gott hat die Menschen schon damals gewähren und die schlimmsten Dinge tun lassen. Die Frage, “warum lässt Gott das zu”, ist damit so alt wie neu.

Die weitere Erkenntnis: Gott warnt durch die Propheten – und heute durch sein Wort – dass sein Gericht darin besteht, dass
ER das Volk die überaus harten Folgen ihres Tuns tragen lässt, ohne einzugreifen.

Daraus ist zu schließen, dass die Menschen in ihren Entscheidungen frei sind, wobei sie klug sind, wenn sie sich freiwillig an Gottes Geboten und Ordnungen orientieren.

Gott nimmt die Menschen also ernst und gängelt sie nicht. ER
lässt sie die Verantwortung für ihr Tun und die Folgen, die sich daraus ergeben, tragen.

Dabei ist es so, dass die Menschen Gottes Wohltaten schnell vergessen, sich dadurch als undankbar erweisen und damit von Gott abfallen. Auch darum geht es bei Hosea.

Die abschließende Erkenntnis ist, dass Gott nicht das Verderben des Sünders will. Seine Gerichte sind Rufe zur Umkehr. Aus Schaden klug werden, könnte man dazu sagen.

Gott macht große Zusagen, wendet alles zum Besten und schenkt Neuanfänge, wenn es zur Einsicht und Umkehr
gekommen ist.

Und deshalb gelten auch für uns die abschließenden Verse des Hosea-Buches:

Wer ist weise, dass er dies einsieht? Denn die Wege des Herrn sind richtig und die Gerechten wandeln darauf; aber die Übertreter kommen auf ihnen zu Fall.
Hosea 14, Vers 10

Jörgen Bauer