Sieben kurze Sätze von Jesus am Kreuz sind uns in den Evangelien überliefert. Sieben Sätze eines leidenden, sterbenden Menschen. Aber auch sieben Sätze, die uns einen Blick erlauben in das Herzen Gottes. In diesen letzten Worten von Jesus vor seinem Tod kommt noch einmal all das zum Ausdruck, was diesen heiligen, allmächtigen Gott ans Kreuz gebracht hat: Vergebung, Errettung, Liebe, die Not der Sünde, Leiden, Sieg und Ergebung.

“Um zwölf Uhr mittags brach über das ganze Land eine Finsternis herein, die bis drei Uhr nachmittags andauerte. Gegen drei Uhr schrie Jesus laut: »Eli, Eli, lema sabachtani?« Das bedeutet: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«”
(Matthäus 27,45-46; NGÜ)

Es sind die Stunden der Finsternis für Jesus. Die äußere Dunkelheit ist das Spiegelbild in der Natur für Gottverlassenheit. In der Bibel sind die Menschen, “die in der Finsternis leben”, diejenigen ohne Gottesbeziehung. Es sind diese Stunden, vor denen sich Jesus im Garten Gethsemane gefürchtet hat: Wenn er getrennt werden würde von seinem Vater. An diesem Kreuz geschieht etwas, was nur schwer zu begreifen ist: Der Gott Jesus erlebt die Gottverlassenheit der Sünde. Der Begriff der Sünde in der Bibel versteht sich nicht so sehr als Ansammlung einzelner falscher Taten, Gedanken, Worte. Vielmehr steht er für die Trennung eines Menschen von Gott; für seine Gottverlassenheit. Dies ist etwas, was Jesus nie zuvor erlebt hat. Immer wieder hat er betont, dass er und der Vater eins seien. Und nun bricht diese innere Dunkelheit der Gottverlassenheit über ihn herein.

Es ist schwer verständlich, dass am Kreuz Gott von Gott verlassen sein kann. Aber genau das ist es, was den Tod Jesu so bedeutungsvoll macht. Er zeigt uns Gott, der sich selbst völlig aufgibt. Gott ist bereit, Gottverlassenheit auf sich zu nehmen. Es ist eine Selbstverleugnung, wie sie größer nicht sein könnte.

Aber welche Gottverlassenheit nimmt Jesus auf sich? Wo hat er sie her, wenn er selbst als Mensch nie zu einer sündigen Tat fähig war?
Er hat sie aus Ihrem Leben. Und aus meinem. Jesus trägt am Kreuz Ihre und meine Gottverlassenheit, damit sie unser Leben nicht mehr länger verfinstert. Die Dunkelheit am Kreuz macht das Licht in meinem Leben an. Halleluja, gelobt sei Gott!

Ihr
Manuel Stoll
für Evangeliumsnetz e.V.