Gehorsam ist besser als Opfer.

1. Samuel 15,22

Welche Vorstellungen verbinden sich mit dem Begriff Gehorsam? Hat dieser nicht einen negativen Beigeschmack? Gehorsam, das heißt doch, sich dem Willen eines anderen unterzuordnen und nicht das tun zu können, was einem gefällt.

Das Wort Gehorsam ist deshalb auch etwas außer Gebrauch gekommen. Der “emanzipierte”, “selbständig gewordene Mensch”, braucht niemandem, der ihm sagt, was er zu tun hat. „Er weiß am besten selbst, was für ihn gut ist.“

Und wenn nicht, kann er im “partnerschaftlichen Zusammenwirken” mit anderen, das für sich Passende herausfinden. Wichtig ist, dabei immer auf „Augenhöhe“ zu bleiben und keinerlei Autorität anzuerkennen.

In manchen Kreisen gilt es deshalb weiterhin als “fortschrittlich” z.B. Kindern keine Grenzen zu setzen, das würde ja Gehorsam bedeuten, sondern sie das tun zu lassen, was sie wollen und wenn das daneben geht, mittels “therapeutischer Hilfe” auf einen “Ausgleich” hinzuwirken.

Es fällt deshalb auch zunehmend schwer, in Gott den Herrn zu sehen, der Gehorsam fordert, denn darum geht es im heutigen Vers. Das biblische Wort „Herr“, das aus gutem Grund so lautet, macht ohnehin Probleme. Deshalb sagt man im Gebet häufig nur noch „Gott“ oder „guter Gott“, was der Allmacht und Majestät Gottes natürlich nicht gerecht wird.

Anlässlich der Vorbereitung zu einer Bibelauslegung wurde mir bewusst, dass Gehorsam eigentlich nichts Einschränkendes, sondern etwas Befreiendes ist, insbesondere wenn es um den Gehorsam gegenüber Gottes Wort geht.

Denn es geht hier nicht um blinden Kadavergehorsam, wie er von Menschen gefordert wird, die sich irren können, sondern um Gehorsam gegenüber Gott, der weiter sieht als wir und der weiß, was für uns letztlich gut ist und unserem Heil dient.

Gehorsam Gott gegenüber hat deshalb etwas mit Liebe und Vertrauen zu tun. Ich gehorche nicht, weil ich muss, sondern weil ich gewiss sein kann, das Beste, auch für mich selbst zu tun, wenn ich mich am Wort Gottes orientiere. Dabei anerkenne ich meine eigene Begrenztheit, die mich das eigentlich Wichtige und Entscheidende nicht sehen lässt.

Von daher bietet es sich an, auch Schweres aus Gottes Hand entgegenzunehmen, weil uns auch dieses zum Segen gereicht und wir manchmal schmerzlich erfahren müssen, dass die Pläne, die wir hatten, eigentlich nicht das Wahre gewesen wären.

Einem Herrn zu vertrauen bedeutet auch, mit der Macht eines Stärkeren zu rechnen, dem kein Ding unmöglich ist, und der alles auch zum Guten wenden kann.

Auch der Gehorsam gegenüber Menschen ist letztlich ein Abglanz des Gehorsams gegenüber Gott, wobei wir Gott allerdings mehr gehorchen müssen, als den Menschen.

Aber woher weiß ich, was in Gottes Augen das für mich Beste und Richtige ist? In der Samuelgeschichte, in welcher der heutige Vers steht, geht es um den König Saul, der von Gott, wegen seines Ungehorsams, verworfen wurde und dem gesagt wird, dass auch die größten Opfer den Ungehorsam nicht wettmachen können. Hier schimmert im übrigen etwas davon durch, dass bei Gott allein der Glaube zählt.

Saul hatte es vielleicht einfacher als wir, weil er Gottes Anweisungen direkt über den Propheten Samuel bekam.

Und was haben wir? Wir haben das Wort der Bibel, “wir haben die Schrift und die Propheten, auf die wir hören sollen”, wie es Gott, in der Geschichte vom armen Lazarus, die Jesus gleichnishaft erzählt, auch dem in der Hölle befindlichen Reichen sagt.

Deshalb gilt es für uns stille zu werden vor Gott, d.h. unsere eigenen Vorstellungen zum Schweigen zu bringen und betend zu hören. Wir wollen Gott bitten, dass er uns hierzu stets offene Ohren schenkt.

Jörgen Bauer