Und führe uns nicht in Versuchung.

Matthäus 6, Vers 13

Ich ging in den Kindergottesdienst, in den Religionsunterricht und später in die sonntäglichen Gottesdienste. Daheim war man gläubig. Ich selbst eingeschlossen.

Aber dann kam die Frage: “Jugendweihe oder Konfirmation oder beides?”

Aus Furcht vor Benachteiligungen ging ich dann zur Jugendweihe und später dann noch zur Konfirmation, obwohl das eine das andere eigentlich ausschließt.

Analog zu den Konfirmandenstunden gab es in der DDR “Jugendstunden”, um die Jugendlichen mit der Weltanschauung des Sozialismus / Kommunismus vertraut zu machen.

In der ersten Jugendstunde legte der Vortragende dar, dass sich die Menschen früher die Natur nicht erklären konnten, weshalb sie Götter erfanden und sich Gott als jemanden vorstellten, der im Himmel hinter den Wolken sitzt, was erwiesenermaßen nicht so ist. Und heute hat man wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigen, wie die Dinge in der Natur wirklich sind.

Diese Aussage, der ein naives Gottesbild zugrunde liegt, ist nicht unlogisch. Sie reichte aus, um mich vom Glauben abzubringen, der wohl noch nicht gefestigt war. Es dauerte gut 20 Jahre bis ich wieder zum Glauben fand. Der Versuchung nachzugeben, war ein Fehler.

Gott geht uns aber nach und ruft uns zurück. Mit dem lebendigen Gott wird man sein Leben lang nicht fertig.

Von dem ehemaligen Priester-Seminaristen, Josef Stalin, wurde berichtet, dass ihn seine Leibwächterin, während des 2. Weltkrieges, allmorgendlich bis an die Türe der Kapelle im Kreml begleiten musste, in die er dann hineinging. Es war wohl noch eine Ahnung von Gott vorhanden.

Wladimir Putin wurde als Kind getauft, trägt heute noch sein Taufkreuz und ist seiner Kirche verbunden. Er orientiert sich an herkömmlichen Werten. Eigentlich dürfte es keine Feindschaft geben.

Dass trotzdem ein Feindbild entstehen konnte, zeigt wie aktuell die Bitte “und erlöse uns von dem Bösen” ist. Es ist der Fürst dieser Welt, der Böse, der den Unfrieden stiftet und dafür sorgt, dass keine Ruhe einkehrt, weil man immer wieder den Versuchungen erliegt.

Von einem kommunistischen Führer las ich, dass er sich darauf freut, nach seinem Sterben, die “Genossen Marx, Lenin usw.” wiederzusehen. Auch hier gibt es eine Ahnung von der Ewigkeit. Aber es ist nicht nur eine Ahnung, die Bibel spricht auch konkret davon:

 Alles hat er so eingerichtet, dass es schön ist zu seiner Zeit. Auch die Ewigkeit hat er den Menschen ins Herz gelegt. 

Prediger 3, 11

Weil es diese Ahnung gibt, finden wir oftmals offene Ohren und interessierte Zuhörer, wenn wir über unserem Glauben sprechen, und das sollten wir tun.

Gott führt niemanden in Versuchung. Im Aramäischen lautet unser heutiger Vers deshalb auch: “Führe uns aus der Versuchung heraus!”

Jörgen Bauer