Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen gefällig zu sein? Wenn ich noch Menschen gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht.

Galater 1, 10

Der Rat meiner Mutter, „mich nie um Politik zu kümmern, weil man da ins Gefängnis oder gar nach Sibirien kommen könne“, ist mir noch in guter Erinnerung. Nach den Erfahrungen des Dritten Reichs und dem was in der DDR abging, wo wir wohnten, war das ein durchaus verständlicher Rat.

Aber auch im „Westen“, in den wir später kamen, war das im Grunde nicht viel anders. Man durfte zwar über Politik sprechen, tat aber auch hier gut daran, sich an den Leuten zu orientieren, von denen man abhing. Und so wurden mir, der ich gerne widersprach, weiterhin von vielen Seiten viele „gute Ratschläge“ erteilt.

Daran musste ich beim Lesen des Verses denken, den ich heute betrachten will.

Der Hang, sein Mäntelchen nach dem Wind zu hängen, in dem man sich an dem orientiert was jeweils der „Mehrheitsmeinung“, dem „Zeitgeist“ oder der Meinung der Mächtigen entspricht, ist in uns Menschen tief verwurzelt.

Diese Haltung kommt nicht nur unserer Bequemlichkeit, sondern auch unserem Selbsterhaltungstrieb entgegen, weil sie uns vor existenziell bedrohlichen Konflikten bewahren kann. Ob man sich dabei immer wohl fühlt ist eine andere Frage.

Soviel steht fest: Wer die Welt verändern will, darf diese Haltung nicht haben, womit wir beim heutigen Vers wären.

Das, was Gott zu sagen hat, und das ist heute die Botschaft des Evangeliums, entsprach noch gar nie der Mehrheitsmeinung oder dem Zeitgeist. Vielmehr traf schon immer das genaue Gegenteil zu!

Das sollte nicht verwundern. Eine von Gott abgefallene Welt steht Gott feindlich gegenüber. Das ist stehende biblische Aussage. Gerade deshalb sind die Christen Salz und Licht für die Welt. In dem sie auf das weisen, was ewig währt und damit wirklich zählt, opponieren sie immer gegen die „herrschende Meinung“.

Und das ist nicht einfach. Die ständige Versuchung, den breiten und damit den bequemen Weg zu gehen, geht auch an der Theologie, der Verkündigung und damit an vielen Christen nicht spurlos vorüber.

Die Anpassung an die jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse hat auch hier eine lange und traurige Tradition. Aber das darf für uns kein Vorbild sein!

Jeder muss sich deshalb, ganz persönlich, fragen lassen, wem er mehr gefallen will: Gott oder den Menschen? Wer Wert darauf legt „beliebt“ zu sein und keinen „Ärger“ zu bekommen, darf sich weiterhin angepasst verhalten, den Menschen weiterhin nach dem Mund reden und jedem Konflikt aus dem Weg gehen.

Wer das Leben und die Menschen wirklich liebt und deshalb dazu beitragen möchte, dass sich die Dinge zum Besseren wenden, wird sein Reden und Tun an den zeitlos gültigen Wahrheiten des göttlichen Wortes ausrichten, sich damit in den Dienst unseres Herrn stellen und damit, wie unser Herr, auch Gegner schaffen.

Er darf dabei darauf vertrauen, dass Gott die in seinem Dienst Stehenden hindurch trägt und bewahrt. Jesus Christus wird einmal darüber richten, wer auf das Leben und wer auf den Tod gesetzt hat. Entsprechend wird der Lohn sein, den der Einzelne empfängt.

Die persönliche Entscheidung kann uns niemand abnehmen. Bitten wir Gott uns dazu zu verhelfen, dass wir auf das Leben setzen.

Jörgen Bauer