Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.

Johannes 10, Vers 11

Dass Jesu Nachfolger, also die Christen, als “Schafe” bezeichnet werden, hat mich lange Zeit gestört. Das Schaf gilt als Inbegriff der Dummheit. Sind Jesu Nachfolger also allesamt Dumme?

Kapitel 10, Verse 1 bis 30 des Johannesevangeliums, befassen sich mit den Schafen und ihrem Hirten. Also mit den Nachfolgern Jesu und Jesus selbst, als dem guten Hirten.

Wenn wir in dem Text anstelle “Schafe” einen anderen Begriff, wie z.B. “Meine Menschen” oder “meine Jünger” oder “an mich Glaubende” hineinlesen, können wir vielleicht besser akzeptieren, was Jesus uns sagen wollte. Es ist wichtig, sich in andere Menschen und deren Positionen hineinzuversetzen, um Zusammenhänge zu verstehen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. So hat Jesus damals sehr oft zu den Menschen gesprochen und dabei Vergleiche und Bilder gewählt, die aus dem Alltag der Menschen stammten. Dadurch wurde es einfacher, den Menschen komplizierte Sachverhalte aus der unsichtbaren Welt in die sichtbare Welt zu vermitteln. Um “dumme Schafe” geht also ganz und gar nicht.

Im Gegensatz zu Raubtieren, die sich wehren können, sind Schafe wehrlos. Ein Schaf, das sich verirrt, muss gesucht und gefunden werden, damit es überleben kann. Auch ein Christ könnte sich das zum Vorbild nehmen: arglos, harmlos, friedlich und vollständig abhängig von Jesus, dem guten Hirten, um überleben zu können.

Jörgen Bauer