Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme
redet und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung. Denn es ist mir bekannt geworden über euch, liebe Brüder, durch die Leute der Chloè, dass Streit unter euch ist. Ich meine aber dies, dass unter euch der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus, der andere: Ich zu Apollos, der Dritte: Ich zu Kephas, der Vierte: Ich zu Christus. Wie? Ist Christus etwa zerteilt?

1. Korinther 1, Verse 10 bis 13

Was Paulus hier, völlig zu Recht beanstandet, ist, dass man sich, statt an Christus, an Menschen bindet, deren Predigten, Aussagen und Lehren uns besonders zusagen, weil sie uns überzeugen, besonders wenn sie dazu mit unseren Sichtweisen übereinstimmen.

So gab es auch in der späteren Kirchengeschichte, den antiken Lehrern nachgeahmt, zahlreiche Persönlichkeiten, die Schüler um sich sammelten, die dann Ordensgemeinschaften bildeten, in denen versucht wurde, entsprechend den Idealen ihrer Gründerinnen und Gründer zu leben.

Ich korrespondierte einmal mit einer Dame, für die Augustinus im Zentrum ihres Glaubens stand. Mit dem Evangelium von Jesus Christus konnte überhaupt nichts anfangen. Ebenso wie eine frühere Kollegin, die jeden Tag zu ihrer Großmutter betete und dabei in der Katholischen Kirche als Lektorin tätig war.
Wie das sein kann, ist mir ein Rätsel. Beide reagierten auf die Lehre vom Erlösungswerk Jesus Christi scharf
ablehnend.

Es gibt auch Reformatoren. Der für uns bekannteste ist Martin Luther. Wir haben eine Evangelisch-Lutherische Kirche. Gehören wir deshalb zu Martin Luther und nicht mehr zu Christus? Das sei ferne, und das soll auch nur eine höchst theoretische Überlegung sein. Nur soviel: Jesus Christus muss bei allem, was Martin Luther durch Gottes Gnade bewirken durfte und bei all seinen Verdiensten, die ihm geschenkt wurden, immer die Mitte bleiben.

Die andere Seite ist, dass die Bewunderung und Verehrung begnadeter Verkünder, bei den Betreffenden zur Eitelkeit und im ungünstigen Fall zu Versuchung und Missbrauch führen können. Und das gibt es immer wieder. Der Verkünder muss deshalb stark bleiben und es vermeiden, dass sich Menschen an ihn, anstelle an Jesus Christus binden. Er muss Wegweiser auf Christus sein. Nicht mehr und nicht weniger!
Und das geht nur mit Gottes Hilfe.

Wir hatten bei uns den Fall, dass es ein jugendlicher Mitchrist verstand, durch sein Verhalten und Reden, eine größere Gruppe von Verehrerinnen und Bewunderern an sich zu binden und zu steuern, wodurch die ganze Jugendarbeit gefährdet war. Hingewiesen auf die Folgen reagierte der Betreffende mit aus dem Zusammenhang gerissenen frommen Sprüchen, wonach er unbeirrt und treu zu den Seinen steht. Und die Anhängerschaft reagierte umgekehrt genauso, die treu zu ihrem verkannten Meister stand, bereit ihm überallhin zu folgen.

Die Sache hatte kein gutes Ende. Es mangelte allgemein an Einsicht. Die Eltern eingeschlossen.

Die Verantwortlichen müssen hier wachsam sein und bei Fehlentwicklungen rechtzeitig gegensteuern.
Das erfordert einen jederzeit wachsamen Geist und Mut zu Tat, was nur der Herr wirken kann.

Jörgen Bauer