Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten mit allem Freimut zu
reden dein Wort.

Apostelgeschichte 4, Vers 29

Manche rühmt sich damit, dass er offen und ehrlich ist, weil er immer das sagt, was er denkt. Dabei werden oftmals Unverschämftheit und Taktlosigkeit mit
Offenheit verwechselt.

Bei den “offenen Bekenntnissen” muss man zwei Arten unterscheiden. Da ist einmal das Bekenntnis zu dem nur wenig Mut gehört, weil es auf einer vorgegeben Linie liegt und dann das Bekenntnis zu dem viel Mut gehört, weil man sich mit diesem viel Ärger und Gegner einhandelt.

Zur ersten Art fällt mir der Fußballer Thomas Hitzlsperger ein, der sich offen zu seiner Homosexualtät bekannte. Die Medien überschlugen sich hier vor Begeisterung. In allen Nachrichtensendungen und Zeitungen wurde diese
“unglaublich mutige” Tat, stetig wiederkehrend, in den höchsten Tönen gerühmt.

Aber erheblich viel mehr Mut hätte die Aussage, “ich sehe Homosxualität als
widernatürlich an” gefordert. Bei einer solchen Aussage würden sich die
Medien ebenfalls stetig wiederkehrend überschlagen, in dem sie denjenigen, der so etwas sagt, mit den schärfsten Worten verurteilen würden, wobei der
Betreffende, falls er in der Öffentlichkeit steht, abserviert würde.

So viel Mut, wie im zweiten Fall, mussten auch damals die Apostel aufbringen, und so ist das bis heute geblieben, wenn man ein klare und wahre Aussage
macht, wobei ich an die beiden Pfarrer denke, die letztens ins Kreuzfeuer geraten sind.

Der öffentliche Meinungsterror führt dazu, dass sich jeder mit seinen Aussagen vorsieht, “ausgewogen” formuliert und Begriffe vermeidet die Ärger bringen könnten. Zu beobachten ist eine mimosenhafte Überempfindlichkeit, bei der jedes Wort, das schon im Entferntesten nach einer unkorrekten von der indirekt vorgeschriebenen Linie abweichenden Meinung aussehen könnte, beanstandet und deshalb vermieden wird.

Dabei fällt auf, dass auch Leserbriefe einer entsprechenden Zensur unterworfen sind.

Angst ist ein starkes Druckmittel. Aber die Widersacher haben nur so lange Macht über uns, wie wir Angst vor ihnen haben. Haben wir keine Angst mehr, sind die Widersacher machtlos.

Weil die Leisetretrei eine ganz üble und widerliche Sache ist, müssen auch wir
Gott ständig um Freimut bitten, damit wir hinstehen können ohne uns einschüchtern zu lassen.

Jörgen Bauer