„Die Liebe decket auch der Sünden Menge. “
1. Petrus 4, 8
Nach der Selbstgefälligkeit wollen wir immer gern allein schön sein, sehen nicht an dem Nächsten, was gut ist, sondern tun es aus den Augen, und wenn wir irgend ein Blättlein gewahr werden, erfüllen wir die Augen mit und machens so groß, daß wir nichts Gutes davor sehen, wenn wir gleich Augen wie ein Falk und ein Angesicht wie ein Engel hätten. Gerade als wenn ich einen sehe in einem goldenen Kleide, und es wäre ungefähr eine Naht oder weißer Faden durchgezogen, und ich die Augen aufsperrte, als wäre es damit gar zu verachten und ich doch mich dagegen ließe köstlich dünken in meinem groben Kittel, mit einem goldenen Lappen besetzt. Also sehen wir an uns unsere eigenen Laster nicht, deren wir voll sind, können doch an andern Leuten nichts Gutes ersehen. Wo nun solche natürliche Untugend unter die wahren Christen kommt, so fängt das Urteilen an, daß ich einen andern bald verachte und verdamme, wogegen er mir denn wieder so tut, mir mit demselben Maß mißt, sucht und rügt auch nur das Ärgste, das er an mir finden kann. Da wird dann die Liebe gar unterdrückt und bleibt ein lauter Beißen und Fressen untereinander, bis sie sich gar verzehren und Unchristen werden.