Von wegen perfekt: Die harte Wahrheit ist anders

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Du kennst das: Du sitzt in der Gemeinde, jemand betet laut und fromm – mit Bibelzitaten in der Stimme und Engelsflügeln im Blick. Alles klingt makellos. Und du denkst dir: „Ich hab’s heute Morgen nicht mal geschafft, freundlich zum Busfahrer zu sein.“
Oder noch besser: Auf Social Media posten Christen ihre perfekte „quiet time“, farblich abgestimmt mit Kaffee, Kerze, Kalligrafie-Bibel und einem Lächeln, das nach Erlösung und Zahnarzt zugleich aussieht.

Aber mal ehrlich: So läuft’s doch nicht im echten Leben.
Christsein ist kein Filter mit Bibelzitat. Kein Leben ohne Dellen. Und schon gar keine sündfreie Zone.
Die harte Wahrheit? Echte Christen scheitern. Und genau darin zeigt sich, wie ernst sie’s meinen.

„Ich weiß, dass in mir – also in meinem ganz normalen Menschsein – nichts richtig Gutes wohnt. Ich will zwar das Gute, aber ich krieg’s einfach nicht hin.“
So bekennt es Paulus im Römerbrief (7, 18). Messerscharf umgesetzt lautet der Gedanke hier: Ein Christ ist kein Mensch ohne Schuld – sondern einer, der seine Schuld erkennt.

Wer sich zu Christus bekennt und ihm nachfolgt, wird das Vaterunser beten – und dabei besonders eine Zeile:
„… vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern.“ An dieser Stelle ist das Herz tief berührt, weil es erkennt, dass es einem selbst so geht, wie denen, die sich an einem schuldig gemacht haben.

Nur wenn du konkret weißt, wo du versagt hast, kannst du das Gebet auch an dieser Stelle verstehen, beten und gnädig, barmherzig und helfend sein, wenn andere Fehler machen.

Und so wird dann diese Stelle im Vaterunser nicht mehr aus Routine gebetet. Sondern weil dieser Mensch weiß, dass er es wirklich braucht.

Aber die anderen?
Die verstehen nichts. Sie glauben, mit ihrer Bekehrung sei alles erledigt. Wie bei einem Super-Waschmittel, das den ganzen Dreck wegwäscht: weißer als weiß, sauberer als Jesus.
Sie schmücken sich mit frommen Worten, verteidigen sich mit theologischen Floskeln und bauen eine Fassade auf, hinter der kein echtes Leben mehr zu sehen ist und halten sich für einen guten Menschen. Korrektur? Undenkbar. Selbstkritik? Fehlanzeige. Keine Predigt, kein korrigierendes Wort erreicht sie mehr. Alles perlt an ihnen ab.

Ein echter Christ weiß, dass er ständig scheitert und erlebt ständig den Irrtum, dem er aufgesessen ist. Ein Christ erkennt seine Fehler, hört zu, denkt nach, lässt sich korrigieren und nimmt seine Sünden ernst. Wer das Scheitern und die eigene Sünde nicht mehr erkennt, kann kein echter Christ sein. Diese Leute sind gefährlich und führen andere in die Irre.

Ein Christ erkennt seine Fehler, hört zu, lässt sich etwas sagen und nimmt seine Sünde ernst – nicht als moralisches Versagen, sondern als inneren Riss zwischen ihm und Gott. Und als eine Chance, sich im Glauben weiterzuentwickeln.

Christsein bedeutet nicht: „Ich hab’s geschafft.“ – Sondern: „Ich bin unterwegs. Und ich falle. Und ich werde aufgerichtet.“

Nocheinmal: Glaube ist kein moralisches Fitnessprogramm. Christsein heißt nicht: Du wirst perfekt. Sondern: Du bleibst ehrlich. Und du bleibst in Verbindung. Mit dem Vater. Und mit anderen, die genauso scheitern wie du.

Beten wir das Vaterunser nicht wie eine Pflicht, sondern wie ein Bekenntnis: „Vergib mir. Und hilf mir, genauso zu vergeben.“

Denn darin liegt die größte Kraft des Evangeliums: nicht in der Perfektion. Sondern in der Gnade.

Sei stark. Sei ehrlich. Erkenne deine Fehler und wachse daran.

Vielen Dank fürs Lesen!

Dein Peter


 Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meiner Natur, nichts Gutes wohnt. Es fehlt mir nicht am Wollen, aber ich bringe es nicht fertig, das Gute zu tun.

Römer 7, 18