Deine Karte ausrichten

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Kennst du das? Eigentlich nur eine kleine Wanderung mit Freunden. Der Wald riecht nach Regen, die Stimmung ist leicht. Auf dem Handy leuchtet die Route – zumindest behauptet sie das. Die Karte macht jedoch, was sie will: dreht sich bei jedem Schritt, der Kompass hüpft, Nord spielt Verstecken. An der Weggabelung stehen wir wie bestellt und nicht abgeholt: Alles sieht richtig aus, aber nichts passt zusammen. Erst als jemand die Einstellung findet – „Karte nach Norden ausrichten“ – rückt die Welt ein. Der Bach gehört nach links, die Hütte nach vorn, der Pfad nach rechts. Plötzlich ergibt jeder Weg Sinn.

Unser Alltag funktioniert oft ähnlich: Wir halten die Maßstäbe verkehrt herum – Leistung ganz oben, der Mensch darunter. Kein Wunder, dass wir uns verlaufen in Erwartungen, To-do-Listen und Klickzahlen. Sobald die Karte richtig herum liegt, – Würde vor Leistung, Annahme vor Anspruch – bekommt das Durcheinander wieder Richtung.

Unsere Welt bewertet ständig. Wie viele Likes, wie viel Leistung? Wie viel Moral? Das klingt oft fast zu gut. Es ist menschlich, dass man immer wieder danach schaut, was die Anderen sagen und was um uns herum geschieht. Davon lassen wir uns beeinflussen. Genau deshalb solltest du dich daran erinnern, Gott nimmt dich an. Nicht, weil du es „bringst“, sondern weil Jesus dich trägt.

Orientierung entsteht nicht, weil wir schneller laufen, sondern weil die Karte einen Norden hat und unser Stand fest ist. Im Alltag verwechseln wir das oft: Leistung, Likes, Moral blinken wie Wegweiser, drehen sich aber ständig mit dem Trend.

Echte Orientierung braucht zuerst Stand und Norden; dann fügt sich der Rest. Genau so im Glauben: Wir erinnern uns an unsere Mitte und gehen von dort los. Diese Mitte ist keine „fromme Einstellung“, sondern eine feste Zusage Gottes und kommt aus dem Wissen, von Gott angenommen zu sein. Aus dieser Mitte werden Leistung und Moral zu Früchten, nicht zu Bedingungen. Verlieren wir diese Orientierung, rutschen wir ins Punkte-Sammeln oder in eine Gleichgültigkeit. Halten wir sie, findet alles seinen Platz – auch unsere Entscheidungen, die das Morgen beeinflussen.

Wenn Gott vernachlässigt wird, dann rutschen wir ab in spirituelle Selbstoptimierung, in frommes Punkte-Sammeln oder in ein vages „Alles ist egal“. Ja, es werden immer Stimmen kommen, die diese Mitte verwässern: „Sei einfach ein guter Mensch, das reicht“ – oder: „Streng dich mehr an, dann liebt dich Gott.“ Beides klingt vernünftig, ist aber nicht richtig.

Von Gott angenommen zu sein, bedeutet auch Gnade. Gnade bedeutet: nicht verdient, sondern aus Zuneigung. Gott hat dich aus Liebe angenommen und zu seinem Kind und Erben gemacht.
Ich weiß nicht, wie du mit diesem Gedanken umgehst, aber ich will lernen, diese Gnade zu verstehen, üben und feiern – solange ich atme. Denn ich sehe, was sie bewirkt. Wo diese Gnade verstanden wird, entsteht Dankbarkeit, Demut und Bereitschaft zum Dienen. Wo sie gehört und geglaubt wird, atmen Menschen auf. Beziehungen werden milder, Schuld bekommt ein Ende statt Endlosschleife. Wo Gnade fehlt, verschärfen sich die Fronten zwischen Menschen. Mehr Angst, mehr Druck, mehr Besserwisserei – und am Ende bröckelt jede Gemeinschaft und jeder Zusammenhalt.

Achte auf dich selbst. Prüfe, was du über Gott und von dir weitergibst – online, beim Essen, auf der Arbeit. Halte deine Mitte warm. Nicht als Floskel, sondern als Lebensstil.

Wie kann das aussehen? Wenn der innere Kritiker tobt – „Nicht genug! Wieder versagt!“ – antworte ihm: „Ich bin angenommen, nicht weil ich glänze, sondern weil Christus mich hält.“ Diese Zusage richtet dich neu aus. Aus ihr wächst ein anderes Miteinander: Du nimmst anderen den Perfektionsdruck, vergibst schneller, rechnest weniger nach und freust dich über kleine Schritte. Sie prägt auch deinen Umgang im Netz: weniger Sticheln, mehr Hoffnung; Würde hängt nicht an Klicks. Und sie nährt deinen Glauben im Alltag: kurze Gebete, vertraute Lieder und knappe Zusprüche halten die Mitte präsent. Übe Sätze, die tragen: „Gnade vor Leistung“, „Ich bin geliebt – zuerst.“

Halte die Mitte fest, und die Mitte hält dich fest. Lass dir jeden Tag neu sagen: „Du bist angenommen.“ Aus dieser Freiheit kannst du mutig leben, auch wenn du mal scheiterst oder versagst. Einfach wieder aufstehen, treu lieben und treu bleiben – Gott ist mit dir.

Vielen Dank fürs Lesen!

Dein Peter


Pass immer gut auf dich auf und auf das, was du lehrst. Wenn du das tust, wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, die auf dich hören.

1. Timotheus 4, 16